Freitag, 8. Oktober 2010

Stuttgart 21


Lieber Heiner Geißler, da hast du dir was aufgeladen. Überhebe dich nicht an dem Vermittlungsversuch. Genieße lieber deinen goldenen Oktober.

Seit einiger Zeit verfolge ich das Geschehen um den Neubau des Stuttgarter Bahnhofs in den Medien. Inzwischen geht es kaum noch darum, wie sinnvoll das Projekt ist. Die Für und Wider Argumente stehen sich relativ klar gegenüber. Die Entscheidung für den Bau ist schon lange abgesegnet und legitimiert. Dummerweise wurde es von der Politik verpasst, die Bürger ausreichend darüber zu informieren, bzw. für das Großprojekt zu werben. So konnte es geschehen, dass sich viele Stuttgarter Bürger dagegen auflehnten, als zur Tat geschritten wurde, weil ihnen da erst schmerzvoll bewusst wurde, was dieser Neubau für Stadt und Einwohner bedeutet. Von den Milliarden-Kosten ganz abgesehen. Die Pläne lagen jahrelang in den Schubladen. Da lagen sie gut. Nun rollen die Monster-Baumaschinen an. Bäume werden zu Hunderten gefällt und das geliebte Bahnhofsgebäude wird eingerissen. Die schwäbische Seele ist verletzt. Konservative Werte werden durch eine konservative Regierung brutal in den Staub getreten . Ehrbare Bürger gehen nun auf die Straße - das erste Mal in ihrem Leben. Dagegen muss demonstriert werden: Besser spät als nie! Aus Spießern werden Revoluzzer. Endlich kommt Farbe in den öden Alltag.
Die dumpfbackige Politik stellt die Polizeimacht dagegen. Wollen denen mal zeigen, wo der Hammer hängt! Was soll dieses bürgerliche Aufbegehren gegen Vater Landesregierung - dabei meint es der Vater nur gut mit seinen Schäfchen. Und jetzt diese Undankbarkeit! Sollen sie mal die Knute zu spüren kriegen ... Die Wasserwerfer halten in die Menge, Pfefferspray und Tränengas werden versprüht. O weh, das ging ins Auge! Demonstrationsfreiheit hin oder her - die vom Volk ins Amt berufene Politik kann sich nicht alles gefallen lassen. Schließlich geht es um viel Geld, um Unsummen. Da hört der Spaß auf. Von wegen Baustopp. Alles muss seine Ordnung haben - und behalten.

Und jetzt kommst du, lieber Heiner, und willst zusammenbringen, was sowieso zusammengehört. Hast selbst mal zu denen da oben gehört, kennst die Wölfe - und wurdest zum Schaf, weil du im Herzen Jesus trägst, weil du als aufrichtiger Christ die Augen nicht mehr vor dem Unrecht und den Lügen verschließen kannst. Klug wie du bist, weißt du: Stuttgart 21 wird gebaut! Komme, was da wolle. Es geht nur darum, wie man die Bürger und Bürgerinnen beruhigen kann, so dass wieder Frieden im Ländle herrscht und deine Heimatpartei, die CDU, nicht Angst vor den nächsten Landtagswahlen haben muss.
Du weißt ja: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ..."

(Trotzdem viel Glück!)

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