Dienstag, 17. November 2009

"2012" - Der Flop

Ich verließ eine halbe Stunde vor Schluss die Vorstellung. Der Film war eine Katastrophe. "2012" von Emmerich - die Krönung von Hirnverbranntheit gebannt in einem Kinofilm mit Überlänge. Der Streifen hatte so viel Tiefgang wie meine Duschwanne. Nun gut, "Tiefe" ist nicht gerade das Kriterium für einen Katastrophenfilm. Ich wollte wenigstens gut unterhalten werden, fühlte mich jedoch wie in einem drittklassigen Indiana Jones Abenteuer - ohne wirklich witzige Einlagen, und ohne das Flair eines Indiana Jones. Da waren streckenweise nur die computeranimierten Katastropheneinstellungen. Alles flog über- und durcheinander, mittendrin John Cusacks Familie, die wundersam überlebte, während die Erde sich unter ihnen auftat.
Gegen Ende spielte sich dann alles in irgendwelchen monströsen "Archen" ab, die für Reiche, Superreiche und VIPs im Falle des Weltuntergangs (mal einfach so) bereit lagen. Die riesigen Schiffe waren im Himalaya versteckt. Überdimensionale Tsunamis rollten inzwischen über die Kontinente und verschluckten die Welt mit Mann und Maus. Schließlich brach eine Flutwelle auch über das Himalaya Gebirge herein. Ein betender Mönch wurde von einem Gipfel gespült ..., und die Welle raste auf die Archen zu. Gnädigerweise hatte man sich dort dazu durchgerungen, die Tore der Schiffe für die verzweifelten "Statisten" zu öffnen. Mir kamen fast die Tränen ..., und da musste ich einfach das Lichtspieltheater verlassen, einem Impuls zwingend folgend nach zwei Stunden Katastrophe. Nein, ich konnte das Ende nicht mehr abwarten, auch nicht mit noch einer Dose Bier - und wer mich kennt, weiß, das heißt schon was.

An sich interessiert mich das Thema "2012", nicht weil ich an Weltuntergangsprophezeiungen glaube, sondern weil ich einen Weltuntergang, was auch immer ihn herbeiführt, für gar nicht unwahrscheinlich halte. Alles geht einmal zu Ende - auch die Welt, wie wir sie kennen. Ich will mich gar nicht an den möglichen Katastrophenszenarios aufgeilen. Mir geht es mehr um eine geistige Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und um das Begreifen, dass wir Menschen auf einem Planeten leben, der wie ein lebender Organismus funktioniert. Doch die Menschheit verhält sich zunehmend wie ein Krebs, der überall Metastasen bildet und die gesunde Umgebung zerstört. Die Menschheit selbst ist eine hinreichende Katastrophe, gut genug für einen Weltuntergang. Wir müssen weder Meteoriten, Aliens, Neutrinostürme noch Mega-Vulkane bemühen.
Auch wenn ich also nicht an Weltuntergangsprophezeiungen, ob von Nostradamus oder den Mayas, glaube, finde ich die Mystik, die in ihnen steckt, durchaus spannend und aufregend - sozusagen als Gegenpol zum überbordenden Rationalismus unserer Zeit. Ich lese darin vor allem die Botschaft, dass wir wirklich auf eine Apokalypse zusteuern, wenn wir, die Menschen, unser (selbst)zerstörerisches Tun nicht umkehren.

Emmerichs Katastrophenfilm hat noch nicht mal das Zeug zu einer guten Verarsche. Er eiert haltlos durch alle möglichen Genres. Meine Erwartungen waren falsch. In der Pubertät, da war ich eine Zeit lang knallharter Katastrophenfilmfan. Mein Freund und ich zählten damals die Toten und beurteilten die Filme danach: je mehr Opfer, desto besser. Da kam ich nun über dreißig Jahre zu spät in "2012".

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