Die schöne Kassiererin
Wie viel Schönheit gibt es auf der Welt
nach dem Dienst im Altenheim
der letzte Hauch von Leben
in Pergamenthaut
verkrüppelt von Gischt und Langeweile
zwischen dem Waschen, den Mahlzeiten
und dem Gang zur Toilette
der Geruch von Ausscheidung
die Augen der Alten blicken kaum mehr
in diese Welt
Zurück nach der Schicht
beim Einkauf im Supermarkt schaue ich
mit Begierde auf
die jungen Körper
und bin stolz auf die eigene, junge
gerade Gestalt
die Menschen um mich herum scheinen mir
alle vertraut
ich spüre eine große Zuneigung
warm und tröstlich
die Supermarktregale beachte ich kaum
die Welt ist schön!
ich beschenke mich mit einer
Teetasse
An der Kasse sitzt dieses wunderbare Geschöpf
welliges, blondes Haar fällt auf ihre
Schulter
ihr Blick niedergeschlagen
die Wangen leicht gerötet
ich gebe meiner Stimme den weichsten und
schönsten Klang, als ich sage:
"Noch eine Tüte
bitte."
(1987)
bonanzaMARGOT
- 25. Okt. 08, 13:59
- boMAs Gedichte und Texte