Lebbe geht weiter
Es gibt Tage, an denen wünsche ich mir, gar nicht geboren worden zu sein. Meistens sind es die geraden Tage, weil mein Geburtstag auch ein gerader ist. Mein Problem ist, dass ich mir nicht mehr viel zu sagen habe. Ich fühle mich wie ein altes Ehepaar. Kennt Ihr "Die Katze" von George Simenon? Wurde verfilmt 1971 mit Simone Signoret und Jean Gabin - unbedingt sehenswert!
Ich habe keine Katze.
Wir leben nun schon 46 Jahre zusammen, und ich kann euch sagen: Die ersten Jahre waren die schönsten. Wir waren zwar dumm, aber auch wahnsinnig verliebt! Was wir uns damals alles für uns erträumten. Aber wie das so ist: Kein Glück dauert ewig. Die erste Krise nannten wir Pubertät. Wir sollten uns daraus nie ganz erholen. Heute sitzen wir uns meist nur noch schweigsam gegenüber. Wir kennen uns inzwischen so gut, dass wir uns das Reden sparen können. Wir kommunizieren mittels Zeichen. Ich muss mir nur ins Gesicht sehen, und weiß, wie der Tag laufen wird. Ich will`s gar nicht wissen, darum vermeide ich Spiegel - so kann ich wenigstens in der Illusion leben, dass es nicht ganz so schlimm ist. Ich wurde mit den Jahren zum Verdrängungsweltmeister. Manchmal tröste ich mich auch damit, dass ich keine Pickel mehr habe. Wir verständigen uns also mit Zeichen. Jeder redet mit sich, aber so, dass es der andere hört. Das sind diese selbstironischen Spielchen, die wir uns noch gönnen. Oder wir schreiben uns Zettel. Überall liegen diese Zettel - wir nennen sie Gedichte, Prosagedichte - ziemlich nichtssagend. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann es mit der Zettelschreiberei anfing. Ich glaube, es war schon in der Pubertät. Inzwischen hinterlassen wir uns auch Nachrichten auf dem Computer. Die letzte von mir hieß: "Es ist Herbst / Ich weiß nicht, wer ich bin / Meine Blätter sind grau / Sie fallen niemals / Du bist das Schicksal / Dass ich mir einrede". Mal sehen, ob ich was drauf schreibe.
Gestern sagte mir jemand: "Es geht immer weiter". Dragoslav Stepanovic meinte auch: "Lebbe geht weiter". Wie wahr. Morgen ist ein gerader Tag. Es ist sicher kein Zufall, dass dann meine Nachtdienste wieder beginnen.
Ich habe keine Katze.
Wir leben nun schon 46 Jahre zusammen, und ich kann euch sagen: Die ersten Jahre waren die schönsten. Wir waren zwar dumm, aber auch wahnsinnig verliebt! Was wir uns damals alles für uns erträumten. Aber wie das so ist: Kein Glück dauert ewig. Die erste Krise nannten wir Pubertät. Wir sollten uns daraus nie ganz erholen. Heute sitzen wir uns meist nur noch schweigsam gegenüber. Wir kennen uns inzwischen so gut, dass wir uns das Reden sparen können. Wir kommunizieren mittels Zeichen. Ich muss mir nur ins Gesicht sehen, und weiß, wie der Tag laufen wird. Ich will`s gar nicht wissen, darum vermeide ich Spiegel - so kann ich wenigstens in der Illusion leben, dass es nicht ganz so schlimm ist. Ich wurde mit den Jahren zum Verdrängungsweltmeister. Manchmal tröste ich mich auch damit, dass ich keine Pickel mehr habe. Wir verständigen uns also mit Zeichen. Jeder redet mit sich, aber so, dass es der andere hört. Das sind diese selbstironischen Spielchen, die wir uns noch gönnen. Oder wir schreiben uns Zettel. Überall liegen diese Zettel - wir nennen sie Gedichte, Prosagedichte - ziemlich nichtssagend. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann es mit der Zettelschreiberei anfing. Ich glaube, es war schon in der Pubertät. Inzwischen hinterlassen wir uns auch Nachrichten auf dem Computer. Die letzte von mir hieß: "Es ist Herbst / Ich weiß nicht, wer ich bin / Meine Blätter sind grau / Sie fallen niemals / Du bist das Schicksal / Dass ich mir einrede". Mal sehen, ob ich was drauf schreibe.
Gestern sagte mir jemand: "Es geht immer weiter". Dragoslav Stepanovic meinte auch: "Lebbe geht weiter". Wie wahr. Morgen ist ein gerader Tag. Es ist sicher kein Zufall, dass dann meine Nachtdienste wieder beginnen.
bonanzaMARGOT
- 11. Okt. 08, 13:01
- Die Arschwischmaschine hat frei