Zu spät
Die Frau verabschiedete sich mit einem Seufzer, zog die Arme überkreuz an ihre Brust und ließ sie wieder sinken. Ihr Gesicht lief kurz blau an, und ein paar einzelne Tränen perlten aus ihren Augenwinkeln. Ihre Augen waren geschlossen, sie war nicht mehr zu sich gekommen. Ihr Puls flatterte noch. Meine Kollegin sagte: "Sie atmet nicht mehr ..." Wir schauten uns mit betretenen Mienen an.
Ich hatte die Frau am frühen Morgen besinnungslos in ihrem Bett vorgefunden. Sie war im Unterzucker. Mit dem Finger strich ich ihr Honig in den Mund. Sie war unfähig zu schlucken und hätte sofort aspiriert, wenn ich versucht hätte, ihr Zuckerwasser einzuflößen. Binnen einer viertel Stunde war es vorbei. Der Tod war auf der Überholspur gewesen und hinterließ uns fassungslos am Bett.
Benommen verließ ich das Zimmer. Die ersten Kollegen der Tagschicht würden gleich eintreffen. Ich war dabei gewesen. Ich war Augenzeuge. Ich hatte die Schattenhand gesehen, die sich die Frau packte und mit sich nahm. Hätte ich noch helfen können? Hätte ich nur früher nach ihr geschaut ... und einen anderen verrückten Gedanken hatte ich: Vielleicht war ich der Auslöser, als ich die Zimmertüre öffnete - vielleicht hätte die Frau ihren Tod einfach verschlafen? Vielleicht verhält es sich ebenso irrwitzig wie mit "Schrödingers Katze" ...
Meine Kollegen zerstreuten meine Bedenken. Die allgemeine Betroffenheit hielt sich in Grenzen. Die Frau war nicht sehr beliebt bei den Kollegen. Sie schauspielerte gern und hetzte über das Personal hinter dessen Rücken. Der letzte Akt aber war kein Schauspiel.
Ich hatte die Frau am frühen Morgen besinnungslos in ihrem Bett vorgefunden. Sie war im Unterzucker. Mit dem Finger strich ich ihr Honig in den Mund. Sie war unfähig zu schlucken und hätte sofort aspiriert, wenn ich versucht hätte, ihr Zuckerwasser einzuflößen. Binnen einer viertel Stunde war es vorbei. Der Tod war auf der Überholspur gewesen und hinterließ uns fassungslos am Bett.
Benommen verließ ich das Zimmer. Die ersten Kollegen der Tagschicht würden gleich eintreffen. Ich war dabei gewesen. Ich war Augenzeuge. Ich hatte die Schattenhand gesehen, die sich die Frau packte und mit sich nahm. Hätte ich noch helfen können? Hätte ich nur früher nach ihr geschaut ... und einen anderen verrückten Gedanken hatte ich: Vielleicht war ich der Auslöser, als ich die Zimmertüre öffnete - vielleicht hätte die Frau ihren Tod einfach verschlafen? Vielleicht verhält es sich ebenso irrwitzig wie mit "Schrödingers Katze" ...
Meine Kollegen zerstreuten meine Bedenken. Die allgemeine Betroffenheit hielt sich in Grenzen. Die Frau war nicht sehr beliebt bei den Kollegen. Sie schauspielerte gern und hetzte über das Personal hinter dessen Rücken. Der letzte Akt aber war kein Schauspiel.
bonanzaMARGOT
- 17. Mai. 08, 14:21
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache