Montag, 19. November 2007

Im Irrsinn liegt das Gold

Ich wollte, ich könnte meine Seele durch das Schreiben befreien. Ich wollte die Ketten der Angst ablegen, indem ich sie benenne, indem ich sie herausschreie - wenigstens in mir frei sein, die wahren Worte finden wie Gold im Fluss des Lebens. Doch als solcher Goldschürfer bin ich nur ein Glücksritter unter vielen, welche unermüdlich den Flusssand durchsieben; ich frage mich, wie die großen Dichter ihre Nuggets so leicht finden konnten. Was mache ich falsch? Bin ich nicht ehrgeizig genug? Schürfe ich an den falschen Stellen? Übersehe ich das Gold?
Ich habe nur diesen Platz. Ich finde ums Verrecken kein Gold ... . Manchmal sehe ich einen Nachbarn freudig aufschreien. Er kommt zu mir rüber, um mir seinen Fund zu zeigen. "Schön", sage ich.
Er trägt sein Gold sogleich zum Kaufmann und lässt es schätzen. Sein Gold?
Ich wollte, ich könnte einfach nur dasitzen und den Himmel in mein Herz holen. Ich wollte in mir frei sein wie ein Vogel, doch zu schwer sind meine Schwingen - ich laufe wie ein dummes Huhn durch die Welt und gackere und träume von dem einen goldenen Ei, das ich eines Tages legen will.
Allein ich lege kein güldenes Ei. Was mache ich falsch? Habe ich die falschen Gene? Oder brüte ich nicht lange genug?
So viele Hühner rennen zu den Kaufleuten und bieten ihre Eier an. Das sind echte Glückshühner, denke ich, heute wird es auch bei mir klappen ...
Ich will ein Gedicht schreiben, das alle Wahrheiten in sich trägt, das mehr ist als nur ein Gedicht. Wo soll ich anfangen? In mir ist es kalt, staubig und unaufgeräumt. Meine Finger haben keinen Glauben, und meine Sinne stehen steif auf dem Bahnsteig meiner Seele - kein Zug kommt, kein Zug wird niemals kommen - aber die Bahngleise liegen doch vor mir! denke ich verzweifelt.
Der Fahrtwind eines Zuges auf dem Nachbargleis bläht meinen Mantel. Ein paar Poeten steigen ein und winken glücklich. Ich winke zurück. Wohin ihr Zug wohl geht?
Den Glauben an die Wahrheit will ich nicht verlieren. Es ist mein einziger Glauben. Wenn ich die Wahrheit nicht in mir finde, muss ich sie in der Welt suchen ... . Vielleicht suche ich zu verzweifelt in mir? Noch habe ich zwei gesunde Beine. Ich gehe die Pilgerwege, ich übersteige Berge, und ich durchschwimme Flüsse. Ich umrunde die Erde und blicke auf meinem Weg in viele Millionen Augenpaare. Eines Tages werde ich zurück sein.
Eines Tages werde ich zurück sein.

ein literarisches Tagebuch

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