asche zu asche, staub zu staub
das ist die einzige wahrheit
ansonsten dreht es sich nur um den
zeitpunkt des todes und das wie
mit einem flugzeug würde ich nicht
gern runterfallen
auch mit krebs kann ich mich nicht
anfreunden
noch schlimmer: von glatzköpfen
totgetreten werden
gibt schon scheußliche tode
am besten denkt man nicht dran
nein, ich habe nie verstanden
wie ich als person entstehen konnte
um irgendwann sterben zu müssen
ich kann in dem ganzen keinen
sinn entdecken
wozu der aufwand?
keine bibel und keine philosophie
kann diese leere füllen
na gut, ich habe mich schon 39
jahre ertragen – da werde ich die
ungewissen restlichen auch noch
rumkriegen
irgendwann packt es mich, und ich
höre nicht mehr auf zu lachen
wie die menschen sich bemühen, sich
abrackern, schuften, diskutieren, debattieren
konstruieren, haha
wenn ich erst mal angefangen habe
kann ich mit lachen sicher nicht mehr
aufhören
möglich, dass ich daran
sterben werde
(boMA, 2002)
Zur Zeit streitet die Fachwelt wieder eifrig über die Existenz Gottes. Auch ich mache mir im stillen Kämmerchen meine Gedanken. Oft frage ich mich: "Glaubst du an Gott?" Und ich wiederhole die Frage gebetsmühlenartig wie eine Formel. Sie kommt mir an allen möglichen Orten in den Sinn: Wenn ich durch die Stadt laufe, in einer Kneipe sitze, im Bett liege, während der Arbeit ..., auf dem Klo.
"Glaubst du an Gott?" Die Frage hat etwas magisches - wie Rauch in der Luft, den man nicht fassen kann, der sich schnell verflüchtigt. Ich kann die Frage mit "Ja" wie auch mit "Nein" beantworten, ohne dass sich für mich ein Widerspruch ergibt. Wenn ich all die extremen Gottesanhänger, gleich welcher Religion, sehe, würde ich klipp und klar mit "Nein" antworten: Nein, Gott gibt es nicht. Es kann keinen Gott geben, der zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterscheidet, zwischen Himmel und Hölle; wegen dem sich Menschen bekriegen und hassen. Aber andererseits, sehe ich die Materialisten, die vehementen Gottesleugner, die Kapitalisten und Rationalisten, ich müsste zwingend auf der Existenz Gottes bestehen - es kann nicht sein, dass die Welt so kalt ist, wie sie diese Menschen beschreiben; es kann doch nicht sein, dass die Welt kein Herz hat, dass es nicht einen Geist der Liebe gibt, der uns Trost und Geborgenheit zuspricht.
So laufe ich durch die Welt und frage mich immer und immer wieder: "Glaubst du an Gott?"
Ähnlich wie bei der Quantenphysik stoße ich auf eine Art "Welle-Teilchen-Dualität". Gott wäre die Welle, schaue ich aber genau hin, sehe ich das Teilchen - wie ein Wissenschaftler - und Gott ist aus meinem Blick verschwunden. Nun wären die Fachleute gefragt, ich höre ihnen gern zu, wenn sie interdisziplinär über die Existenz Gottes streiten. Unleugbar ist, dass es uns gibt, die Menschen. Ich sehe eine Welt, die voller Wunder ist. Selbst die Wissenschaften besitzen nur wenige Erkenntnisse über dieses wahnsinnige Kunstwerk. Und die Theologen? Die Propheten? Auch sie sehen nur einen Teil der Welt - rufen sie gar zu Krieg und Hass auf, dann sind sie vor Wirrnis blind, blind für die Liebe (und Gott).
Genug philosophiert für heute. Ich wende mein Gesicht der Welt zu und sage mir die Frage wie ein Mantra: "Glaubst du an Gott ..."