Büro

Montag, 7. Mai 2018

Krank


Nach zehn Minuten stand ich mit Krankenschein und Rezepten bereits wieder auf der Straße.
Gestern Abend urplötzlich Fieber und Schüttelfrost. Dann schwallartiges Erbrechen. Keine Ahnung, was ich mir einhandelte. Vielleicht einen Sonnenstich. Vielleicht eine Lebensmittelvergiftung. Ich hatte mir beim Libanesen Schawarma gekauft. Mir ist noch immer übel. Dazu Gliederschmerzen und eine allgemeine Schwäche.
Ein knackiger Tag, von dem ich leider nicht viel habe. Mal sehen, wie es mir am Nachmittag geht. Vorerst fühle ich mich einfach nur elend. Ich müsste zur Apotheke. Die hatte vorhin noch nicht geöffnet.
Arrividerci – ich schleppe mich dann mal zum Bett.

Samstag, 21. April 2018

Boom! Boom! Boom!


Die Hühner sind nicht zu bremsen. Sie schaukeln sich gegenseitig hoch. Wenn sie richtig in Fahrt sind, persifliert eines der Hühner ihre Kolleginnen und sich selbst, indem sie Hühner-Gegacker naturalistisch nachahmt „Gock! Gock! Gock!“. Womöglich kriegen sie gleich einen Orgasmus, denke ich bei mir. Die Bürotür steht offen. Ich bekomme einige Comedy-Einlagen der Hühner mit, wenn der Tag lang ist – und er ist fast immer lang. Ich schmunzele vor mich hin mit den Händen auf der Computertastatur – inzwischen arbeiten die Finger wie von selbst bei der Eingabe „Tack! Tack! Tack!“. Ein kurzer prüfender Blick, ob ich auch nichts vergaß: die wichtigen Felder ausgefüllt, Häkchen richtig gesetzt … Anzahl der befallenen Lymphknoten… besser noch mal nachsehen…
Meine Augen sind müde. Die Fälle werden nicht weniger. Wir sollen uns auf Colon und Mamma konzentrieren. Die Zentren brauchen Futter. Ich stelle mir vor, wie ich die Daten im Blues-Rhythmus in den Computer kloppe „Boom! Boom! Boom! – Hey! Hey! Hey“.
Der Frühling dreht auf. Durch die gekippten Fenster quillt der Lärm der Stadt in die Büroräume. Das Rad des Lebens befindet sich mal wieder auf der Überholspur. Eine Kollegin sagt, ich rieche gut, - ob ich ihr das Parfum verraten könne… für ihren Schatz. Ich schaue mal nach, sage ich verlegen.
Und wieder ist Wochenende. Die Zeit schüttet Konfetti über mein Haupt.

Sonntag, 15. April 2018

Alleinsein invasiv


Einer der Prüfärzte erklärt uns das Bindegewebe. Man müsse sich das wie einen Schwamm vorstellen, sagt er, ihm habe dieses Bild zum besseren Verständnis verholfen. Es ist der Prüfarzt mit dem Wuschelkopf, von dem meine Kollegin meinte, er wäre nicht richtig erwachsen geworden. Jedenfalls wirkte er so auf sie. Ich finde ihn sympathisch, alleine schon durch sein unprätentiöses Auftreten. Viel Kontakt zu ihm hatte ich bisher nicht. In dem bestimmten Fall ging es um einen Blasentumor, bei dem sich die Angaben des meldenden Pathologen widersprachen. Für einen Dokumentar keine gute Sache. Wie jetzt? Als was soll ich den Tumor dokumentieren? Ist er nun invasiv oder nicht? Wirklich konnte der Prüfarzt unser Problem auch nicht lösen, aber in Arztmanier schweifte er aus…, wobei ich das „Schwamm-Bild“ im Kopf behielt. Ohne das Bindegewebe würde alles in unserem Körper umeinander fliegen. Ein wichtiges Kriterium bei einem Tumor ist, wie tief er in das ihn umgebende Gewebe hineinwächst – je nachdem ist er als invasiv oder in situ zu klassifizieren.
Wir Dokumentare geraten allzu oft in Situationen, wo wir uns mit teils widersprüchlichen Informationen in den Histologien oder klinischen Berichten herumschlagen müssen. Nach dem Motto: Nichts Genaues weiß man nicht. Manchmal lassen wir dann einfach unseren Bauch entscheiden. „Also ich würde „in situ“ dokumentieren“, sage ich der Kollegin mit dem zwiespältigen Blasentumor nach einer viertel Stunde nutzlosem Herumdiskutierens. Mit Herumdiskutieren verbringen wir jede Menge Zeit, wobei wir hinterher nicht klüger sind als zuvor – eher verwirrter. Ja, die Hühner sind ein diskutierfreudiges Völkchen…
Wir wünschen dem Prüfarzt mit dem Wuschelkopf ein schönes Wochenende. Er war auf dem Sprung in den Feierabend, als er von uns auf das Problem angesprochen wurde.
Das war vorgestern. Freitagnachmittag. Die Vorfreude ist bekanntlich die schönste. Viel machte ich nicht aus meinem Wochenende. Ich fühlte mich wie gelähmt, - zurückgeworfen auf mein Alleinsein. Ich sackte förmlich in mich zusammen. Heute nun geht`s mir etwas besser. Aber es ist auch schon Sonntag. Ein paar Stunden bleiben. Wenigstens mal eine Runde durch den Kiez. Draußen sieht es gut aus.

Dienstag, 6. März 2018

Endlich


Jetzt hat`s mich doch noch erwischt. Die Briefe an Arbeitgeber und Krankenkasse liegen neben mir auf dem Schreibtisch. Hätte mich auch gewundert, wenn ich dieses Jahr ausgesetzt hätte. Ehrlich gesagt wünschte ich mir den Infekt insgeheim herbei. Psychisch geht es mir schon eine Weile miserabel, aber deswegen wollte ich nicht krank machen. Geht auch niemanden was an. Dabei wäre es schon gut gewesen, mich mal auszusprechen.
Heute Nacht hatte ich extreme Schluckbeschwerden. Mein Hals brannte wie Feuer. Immer wieder wachte ich auf und fühlte diesen höllischen Schmerz. Inzwischen gesellte sich der Schnupfen hinzu, und das Halsbrennen ließ etwas nach. Schon komisch, dass ich trotz offensichtlichem Kranksein ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kolleginnen habe. Kann sein, dass einige mit meinen Symptomen arbeiten gehen würden. Ich kenne die Hühnersprüche zur Genüge… in dem Sinne: „Ich habe Schnupfen, oder wie ein Mann sagen würde: Es geht zu Ende mit mir.“
Am Donnerstag ist Internationaler Frauentag. Die Hühner ließen bereits eine Liste herumgehen, wer was zum Fressen mitbringen könnte/wollte. Nun werde ich gar nicht in den Genuss dieser ganzen Spezialitäten kommen… Uff! Ich liebe es, wenn man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Nein, so schlimm finde ich die Hühner gar nicht. Ihr Gegacker kann sehr lustig/belebend sein. Und ich verstehe Spaß…
Alleine zuhause mehrere Tage abhängen ist nicht unbedingt der größte Genuss. Momentan finde ich es noch cool, aber ich weiß, dass sich das bald ändern wird. Kommt auch drauf an, wie gemütlich es sich die Erkältungsviren bei mir machen.

Samstag, 10. Februar 2018

Stopp


Alles braucht Zeit. Vieles hat seine Zeit. Man muss sich für die Dinge, die wichtig sind, Zeit nehmen. Nicht immer bekommen wir die Zeit, die wir eigentlich brauchen. Beispielsweise zum Abschiednehmen. In dieser Hinsicht kann das Leben grausam sein. Auch wir Menschen geben uns einander oft nicht die nötige Zeit. Stattdessen stehlen wir sie uns mit Rhabarber-Rhabarber.
Was passiert, wenn einem die Zeit fehlt, die man bräuchte? Es entstehen Spannungen in der Psyche - bis hin zu Rissen und Verwerfungen. Neben unserem Körper besitzt auch unsere Seele eine Belastbarkeitsgrenze. Von Natur aus sind wir ziemlich belastbar. Aber wir Menschen schaffen Szenarien, für welche wir von Natur aus nicht unbedingt konzipiert sind. Die Seele ist nicht unendlich flexibel. Wir verkennen die Kostbarkeit des Gutes Zeit. Wir stopfen viel Zeit in Kostüme, die wir nicht sind. Wir verschleudern jede Menge Zeit mit unsinnigen Vorhaben und Vergnügungen. Wir verbrennen die Zeit im materialistischen Lebensrausch… Stopp!
Zwei Tage Freizeit liegen vor mir. (Nicht mehr ganz.) Ich führe das Leben eines normalen Arbeitnehmers mit einer Vierzigstundenwoche. Mein Leben ist getaktet durch Feierabende und Wochenenden. Ich verkaufte meine Zeit und Arbeitskraft für Geld. Das ist der Deal, mit dem ich mir Wohnung und Versorgung sichere. Ich suchte mir diese Lebensweise nicht aus. Ich muss mich damit arrangieren, weil ich nicht irgendwann auf der Straße sitzen will. Ich gehöre zum riesigen Heer der Arbeiter und Angestellten, die im selben Takt ihr Leben fristen, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr… bis zur Rente.
Ich fühle mich in meiner Zeit sichtlich beschnitten. Es ist nicht nur die Zeit, die mir weggenommen wird, sondern auch die Zeitqualität. Was habe ich vom Feierabend und Wochenende, wenn ich von der Arbeit ausgelaugt zuhause herumhocke? Am Montagmorgen begrüße ich meine Kollegen und Kolleginnen. „Und, wie war`s Wochenende?“ „War wie immer zu schnell rum.“ „Ja, haha!“
Alles braucht Zeit. Das Wochenende ist definitiv zu kurz. Als inzwischen alter Sack bräuchte ich ein doppelt so langes Wochenende oder einen Tag Frei in der Woche. Dann würde das Ganze vielleicht erträglicher.
Noch geht es. Ich kann einiges wegstecken. Kein Problem. Ich bin von Natur aus robust. Was sein muss, muss sein. Genug gejammert. Es geht mir doch alles in allem prächtig. Ich habe alles, was ich brauche. Sogar mehr als das. Scheiß auf die Zeit! Die versaufe ich doch nur…

Donnerstag, 1. Februar 2018

Donnerstag


Der Himmel strahlt blau zwischen den Hausdächern. Ich nahm mir für heute kurzfristig einen Tag Urlaub. Einfach so. Wieso nicht den Freitag, oder noch den Freitag dazu? wurde ich von meinen Kollegen/Kolleginnen und auch von O. gefragt. Was für eine Frage?! Ich brauchte einfach diesen Tag. Überhaupt wäre die Woche im Büro erträglicher mit einem Tag Frei dazwischen. Wegen mir auch der Mittwoch.
Zurzeit ist der Krankenstand hoch. Umso mehr fehlen, desto besorgter aber auch freundlicher tritt die Chefin auf. Jedenfalls empfinde ich`s so. Sie meinte: „Hauptsache, Sie kommen zurück. „Na klar“, grinste ich roten Kopfes, „ich werde nicht weit weg gehen…“
Ich hatte meine Bitte um den Tag Urlaub damit unterstrichen, dass ich etwas Dringendes erledigen müsse. Freilich eine Lüge.
Ich habe vor, zum Frisör zu gehen, und danach eine Runde mit dem Fahrrad nach Kreuzberg. Dort ist eine Kneipe, die mir gefällt, und ein Shop, in dem es schöne Hanf-Shirts gibt. Ich mag die Ecke Oranienstraße/Heinrichplatz. Man entwickelt so seine Vorlieben. Meist einem Zufall geschuldet. Ob ich in diese Szene nun passe oder nicht – egal. Alle paar Wochen zieht es mich dorthin.

Ein schöner Tag für alles, denke ich. Aber erst muss ich die Wäsche aufhängen.

Donnerstag, 18. Januar 2018

Guten Morgen


Im Halbschlaf sah ich mich im Büro vorm Computer sitzen. Ich kam zur Arbeit und lief die Büros ab, um alle Kolleginnen und Kollegen zu begrüßen. Das ist bei uns Usus. Bereits um Sieben sind einige da. Überall kurz die unausgeschlafene Rübe reinhalten und „Guten Morgen“ sagen. Plötzlich hatte ich die Vorstellung, ich würde mich selbst schon dort sitzen sehen. So sehen mich also die anderen, dachte ich.
„Guten Morgen – was machst du denn hier“, sagte ich zu mir selbst.
„Weiß auch nicht.“
„Bist du`s wirklich?“
„Du solltest mich kennen. Nichts Genaues weiß man nicht.“
„Ganz schön scheiße, sich selbst zu sehen. Ich kann`s immer noch nicht glauben, was ich hier mache. Acht Stunden Tumordokumentation, fünf Tage die Woche. Wie bin ich hier nur reingeraten?“
„Dann geh doch wieder.“
Ich hielt kurz inne – „Wenn`s so einfach wäre.“

In einer Stunde halte ich den Transponder an meine Bürotür, schalte das Licht ein und schlüpfe aus meinem Mantel. Schon trudeln die nächsten ein und sagen „Guten Morgen“, von Tür zu Tür.

Freitag, 22. Dezember 2017

Glücksbringer


Es ist vollbracht, murmelte ich vor mich hin, als ich gestern die Treppen hinunter zum Ausgang lief. Die letzten Stunden am Arbeitsplatz zogen sich. Die ganzen letzten Bürotage eine einzige Hängepartie.
Nun war ich durch. Auf den letzten Metern des Jahres 2017.
Fazit: Ich sitze mir seit 10 Monaten bei der Tumordokumentation am Computer den Hintern breit, fühle mich total ausgelaugt, aber wenigstens habe ich einen sicheren Job.

Die Piloten bei Ryanair streiken also doch, nachdem erst Entwarnung gegeben wurde. Aber betrifft es auch meinen Flug nächsten Dienstag? Dann dieser Online Check-in… frühestens vier Tage vor dem Abflug. Das wäre heute. Dazu brauche ich aber eine vom Reiseveranstalter speziell generierte E-Mail-Adresse und die Flugbuchungsnummer. Die erhielt ich noch nicht. Ich werde wohl nachfragen müssen… Warum muss alles so scheiß kompliziert sein?!?

Zwei Schornsteinfeger laufen vor meinem Fenster vorbei. Beide in original schwarzer Kluft, nur ohne Hut. Ich glaube nicht an Glücksbringer, und doch trage ich seit Jahren einen ständig mit mir herum. Ein Geschenk von lieben Menschen vor meiner Abreise nach Berlin.
Glück hatte ich eine Menge, was Wohnung, Job und Partnerin angeht, aber daraus lässt sich leider nicht automatisch ein Glücklichsein ableiten. Fürs Glücklichsein braucht man mehr als nur Glück…

Sonntag, 10. Dezember 2017

Überstunden


Ich blicke aus dem Bürofenster in den Innenhof und den grauen Himmel darüber. Sind das wirklich Schneeflocken? Aus einem anderen Raum schallt die Stimme einer Kollegin: „Hey Leute, schaut mal raus!“ Ich schiebe freiwillig Überstunden. Es wurde uns von der Chefin nahegelegt. Wir hinken in der Bearbeitung gewaltig hinterher, was kein Wunder bei der Flut von Meldungen ist. Im Mitarbeitergespräch vor zwei Wochen nahmen sie mich in die Zange, die Chefin und die Oberchefin.
„Wären Sie bereit, in dieser Situation an einem der Samstage Überstunden zu leisten?“
„Eigentlich bin ich mit den täglichen acht Stunden Dokumentation schon an der Grenze…“, druckste ich herum, „aber wenn`s sein muss…“
„Sie würden also nur Überstunden machen, wenn sie angeordnet werden?“ fragte die Oberchefin und hatte mich damit im Sack. Die andere Chefin betonte, wie wichtig ihnen das Attribut freiwillig dabei sei.
„Wir können Sie also auf die Liste setzen?“
„Ja“, ich lächelte gequält.
Am nächsten Tag stand ich auf der Liste, die zum Eintragen im Aufenthaltsraum bereitlag. Statt nur meinen Namen, las ich: „Herr Bonanza Margot erklärt sich prinzipiell bereit, Überstunden zu leisten.“

Nach vier Stunden Stammdatendokumentation und Posteingang streiche ich die Segel.
Draußen mehr Schneeregen als Schnee. Die Mittagsluft schlägt mir kalt und feucht ins Gesicht. Fluchend radele ich durch den Berliner Verkehr. Das Leben hat mich am Wickel (- erpresst und ausgepresst). Man könnte auch sagen: der ganz normale Wahnsinn. Und wozu das alles?

Sonntag, 19. November 2017

Morgen ist Montag


Drei Abholtermine platzten, angeblich weil die Müllmänner den Schlüssel verschlampt oder verloren hatten, so die Auskunft von Vermieterseite. Inzwischen wurden einfach alle Abfallbehälter (welche eigentlich zur Mülltrennung vorgesehen sind) mit dem Hausmüll vollgestopft. Kann es so schwierig sein, dem Abfallunternehmen einen neuen Schlüssel fürs Hoftor zukommen zu lassen? Oder geht es vielleicht um was anderes? Wir zahlen jeden Monat einen Abschlag für die Betriebskosten, u.a. für die Müllabfuhr. Wenn ich das Gefühl habe, dass mich jemand an der Nase herumführt, kann ich stinksauer werden. Morgen ist Montag, erneut Müllabholtag. Eigentlich habe ich kein Interesse an einer Auseinandersetzung mit dem Vermieter. Es gibt wichtigeres. Auf der anderen Seite: Muss man sich alles bieten lassen?!?

Auf der Arbeitsstelle brennt die Hütte. Wiedermal merken die Fuzzis, die alles so schön planten, dass die Dinge sich in der Praxis unvorhersehbar schwieriger entwickeln als gedacht. Scheiße, immer dasselbe, denke ich. Hört das denn nie auf? Warum müssen die kleinen Leute ausbaden, was in den Führungsebenen schiefgeht? Warum kriegen wir das ab?
Unsere Vorgesetzten diskutieren inzwischen eifrig, wie sie den Laden am Laufen halten können. Das Ergebnis sind Überstunden und schlechte Laune in den Büros. Der Druck auf die Mitarbeiter steigt. Es ist abzusehen, wann die ersten blau machen…
Seit einer Woche dokumentieren eine Kollegin und ich nicht mehr in die Tiefe, was nichts anderes als Dokumentation am Fließband bedeutet. Die Tumorfälle werden nur mit dem Nötigsten ins System gekloppt, um die für die Abrechnung wichtigen Fallpauschalen zu generieren. Anordnung von Oben. Eigentlich Betrug, meinte die alte Dokumentarin, mit der ich das Büro teile. Hauptsache der Schein wird gewahrt und der Rubel rollt. So läuft vieles auf der Welt – und ich stecke mal wieder mittendrin – in einem System, welches keine Sau richtig durchschaut. Am besten sind die dran, die sich gut in die Tasche lügen können. Und es funktioniert. Berlin funktioniert. Das Gesundheitssystem funktioniert irgendwie… Noch.

Das Mittagsbier in der Kiezkneipe lasse ich mir nicht nehmen. Zwei Weihnachtsmänner sitzen zu einem Fototermin an der Theke. Die ganze Kneipe ist voll von den Foto-Leuten und ihrem Equipment.
Ich finde gerade noch einen Stehplatz. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht“, sagt die Kneipenmutter. „Ist okay“, winke ich ab – wo sollte ich auch sonst auf die Schnelle hingehen?
Die zwei Weihnachtsmänner haben vor sich zwei Pilsgläser stehen. Sie sind an die Sechzig und gut beleibt, passen original in die Kluft, tragen aber keine Mützen und keinen künstlichen Weihnachtsmannbart. Den braucht der eine auch nicht. Eine junge Frau gibt mit Befehlen das Fotoshooting vor: „Jetzt anstoßen und lachen!“ „Jetzt umarmen!“ „Dasselbe noch mal!“ „Bitte dorthin schauen!“ „Yeah, und singen Sie ruhig ein Weihnachtslied!“ „Gut! Gleich nochmal!“ …
Ich stehe in der Ecke und betrachte das Ganze. Mal was anderes. Skurril. Wie die ganze Welt. Gut, dass es diesen Stoff gibt, denke ich und schließe die Augen beim Trinken.

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