Ask The Dust


"…
Es war kurz nach drei Uhr an einem unvergleichlichen Morgen. Der Himmel war so blau und die Sterne waren so weiß wie in der Wüste, und die Nacht war von derart ergreifender Zartheit, dass ich stehen bleiben und darüber staunen musste, dass es so viel Schönheit überhaupt gab. Nicht ein Wedel der staubbedeckten Palmen rührte sich. Nicht ein Laut war zu hören.
Alles, was gut in mir war, jubelte in diesem Augenblick in meinem Herzen, alles, worauf ich meine Hoffnung setzte im tiefen, dunklen Grund meines Wesens. Hier war der ewig sprachlose Friede der Schöpfung, gleichgültig gegen die große Stadt; unter diesen Straßen und um diese Straßen lauerte die Wüste, wartete darauf, dass die Stadt ihr Leben wieder aushauchte, um sie dann wieder zu bedecken mit zeitlosem Sand.
Und schrecklich klar war mir plötzlich, wie kläglich das Schicksal eines einzelnen Menschen ist. Die Wüste war immer dagewesen und würde immer da sein, ein geduldiges, weißes Tier, das auf den Tod der Menschen wartete und das Erlöschen aller Zivilisationen. Angesichts dessen kamen mir die Menschen tapfer und mutig vor, und ich war stolz, einer von ihnen zu sein. Alles Böse in der Welt schien mir jetzt überhaupt nicht mehr böse, sondern unvermeidlich und gut und Teil des endlosen Kampfs gegen die Wüste.
Ich schaute nach Süden, wo die hellsten Sterne leuchteten. Dort lag die Santa-Ana-Wüste. Unter diesen hellen Sternen lag ein Mann wie ich in einer Hütte, und diesen Mann würde die Wüste wahrscheinlich lange vor mir verschlucken; dieser Mann hatte Zeugnis abgelegt von seinem Kampf gegen die unbarmherzige Stille, der er unausweichlich entgegentrieb, und dieses Zeugnis hielt ich hier in meiner Hand. Ob er nun ein Mörder war oder ein Barmann oder Schriftsteller – sein Schicksal war unser aller Schicksal, sein Ende mein Ende; und hier und heute Nacht in dieser Stadt, hinter all den dunklen Fenstern, lagen Millionen wie er und ich, und wir alle ähnelten einander wie sterbende Grashalme. Das Leben war hart genug, aber das Sterben war die schwerste Aufgabe.
..."

zitiert aus "Ich - Arturo Bandini" von John Fante

KarenS - 25. Sep. 13, 12:44

Sehr schön...

bonanzaMARGOT - 25. Sep. 13, 12:46

finde ich auch. wieder mal ein glücksfall unter anderen ..., den ich für mich in der literatur entdeckte.

ein literarisches Tagebuch

Kontakt



User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

alien-lösung? da ging...
alien-lösung? da ging was an mir vorbei. ist aber eh...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:08
richtig. ich dachte nur,...
richtig. ich dachte nur, dass ich es meinen lesern...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:05
Wo ist denn das Problem?...
Wo ist denn das Problem? Durch die „Alien-Lösung” von...
C. Araxe - 7. Nov, 22:06
Wenn du ohnehin eine...
Wenn du ohnehin eine neue Blogheimat gefunden hast...kann...
rosenherz - 2. Nov, 13:51
Liebe Leser(innen)
Dieser Blog ruht fortan. Leider ist die Resonanz hier...
bonanzaMARGOT - 02. Nov. 19, 13:39
Zu den Rubriken (3)
28.10.2016 - ... 2019 - Reisen Back from Greifswald Aufgefangen Let zter...
bonanzaMARGOT - 14. Sep. 19, 08:36

Archiv

September 2013
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 2 
 8 
13
22
 
 
 
 
 
 
 

Neues in boMAs prosaGEDICHTE-Blog

Suche

 

Extras



prosaGEDICHTE (... die Nacht ist gut für die Tinte, der Tag druckt die Seiten ...)

↑ Grab this Headline Animator


Von Nachtwachen und dicken Titten

↑ Grab this Headline Animator



Status

Online seit 6067 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09