Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache

Ich wache mit einem Halskratzen auf. Im Fernsehen läuft "Eine schrecklich nette Familie".
Die Sonne scheint durch die Rollladenschlitze. Ich sortiere die Kissen und fabriziere einen löslichen Kaffee. Der Tag geht bereits in die zweite Runde. Mein Kopf ist leer, aber mir geht`s nicht schlecht dabei.
Wie immer vor der ersten Nacht hatte ich ein mulmiges Gefühl. Woher das kommt, weiß ich gar nicht. Als ich dann im Altenheim bin, ist alles vertraut. Ich wundere mich über mich selbst. Spätestens wenn ich umgezogen bin, bin ich der Altenpfleger Felix. Der erste Weg führt mich zur Stechuhr und zum Kaffeeautomaten. Nach 13 Jahren bewege ich mich beinahe traumwandlerisch sicher über die Stationen.
Vielleicht überspiele ich aber auch die Anspannung.
Die erste Nacht war jedenfalls okay. Mein Kollege und ich waren in etwa gleich müde und motiviert. Wer reißt schon gern Menschen aus dem Schlaf, um ihnen die Windeln zu wechseln und sie im Bett hin und her zu wenden?
Es gehört einiges Fingerspitzengefühl dazu.
Zwischen den Rundgängen saßen wir im Aufenthaltsraum. Ich hätte Kapitel 4 von "Schöne neue Welt" fertig lesen können - wenigstens - mein Kollege ist nicht sehr gesprächig. Aber irgendwie fehlte mir die Muse.

"Hatschiiiiii!" Eine Erkältung würde mir gerade noch fehlen.

Wie viele schöne Tage verschlief ich schon?
Welcher Teufel ritt mich, als ich in den Nachtdienst ging? Mein Kollege sagte zu den Gründen, warum er die Nachtarbeit wählte, dass er ein paar Euro mehr gut gebrauchen könne, denn er kaufte sich allerlei aus dem Internet zusammen; außerdem erwarte ihn morgens nur ein leeres Bett ...

Noch ein Kaffee? Das Halskratzen ist fast weg. Der Rollladen ist oben. Die Sonne scheint auf die Tastatur und meine Hände. Ich wollte noch ein paar E-Mails beantworten. Schließlich habe ich auch ein Privatleben, denke ich, und grinse in mich hinein.
AmarettazuBlaue - 20. Sep. 07, 20:44

Die erste Nacht

Hi Felix, das mulmige Gefühl nach freien Tagen in die Nachtwache zu gehen, kenne ich auch noch zu gut!
Einem Büromenschen wird es wohl nicht so ergehen ;)

Wünsche Dir angenehme Nächte! Wieviele sind es denn?
Viele Grüße von Amaretta

bonanzaMARGOT - 21. Sep. 07, 16:07

Hallo Amaretta,

vielen Dank für die guten Wünsche.
Ich habe vier Nächte. Zwei davon liegen bereits hinter mir. Ich bin hundemüde, obwohl ich ein paar Stunden schlief. Das Hin und Her zwischen Tag- und Nachtleben beeinflusst das seelische und körperliche Befinden auf Dauer am Meisten.
Wenn ich nicht abhängig von den Mäusen wäre, würde ich auf 50% runtergehen.

Warst du auch mal Nachtwache?

Gruß
Felix
AmarettazuBlaue - 21. Sep. 07, 21:48

Gute Nacht

ja, ich habe auch oft gewacht aber nie als Dauernachtwache. Jeder kam auf den Stationen für 7-10 Nächte ran. Das ist mir immer ziemlich schwer gefallen, da ich kein Nachtmensch bin.

Dann gute Nacht!
Gruß Amaretta
brigtte.m - 22. Sep. 07, 19:05

zum dritten

bekomme den kommentar nicht rein
hier ist gefräßig bon, hat meinen beitrag verschluckt.

also ja die erste nacht ist über blöde, man hat tagsüber nicht mehrgeschlafen, ich fahre noch 150km mit dem zug dort hin.

man muß erstreinmal seinen rhytmus finden, sich auf änderungen bei bewohnern einstellen.

ich mache gern nachtwache. bin bei 45 bewohnern allein, als pflegekraft.

es ist kein altenpflegeheim sondern ein heim für psychisch kranke, hauptsächlich alkoholismus - endstation.

wir haben ein altersspanne von 35- 97 jahren bei den bewohnern und bei uns sterben die jungen.

die probleme sind andersgelagert, nicht so viele direkte pflegefälle im bett. aber oft sehr unruhige nächte, weil viele heimbewohner nachts rumlaufen.
vollmondnächte - es ist was dran.

lg brigitte
noch mal, diesesmal vorsichtshalber schon kopiert.

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