Vielleicht bin ja auch ich nicht normal!


Im ZDF lief vor wenigen Tagen am späteren Abend die Doku 37° "Ich liebe nicht nur einen". Ich hatte Nachtdienst und half den alten Damen, die noch vorm TV verharrten oder lasen, nacheinander ins Bett. Eine von ihnen hatte besagte Doku gesehen, d.h. sie schaltete mittendrin aus. Als ich in ihr Zimmer trat, legte sie sogleich mit hochrotem Kopf los: "Nein, also so was! Das gibt`s doch nicht! Vielleicht bin ja ich nicht ganz normal ...!" "Was ist denn los, Frau T.", fragte ich vorsichtig nach, und sie erzählte mir von der Sendung, dass da über Leute berichtet wurde, die gleichzeitig mehrere Partner(innen) liebten. Und zwischendurch sagte sie immer wieder aufgebracht: "Also, vielleicht bin ja ich nicht ganz normal! Nicht nur zwei ..., bis zu fünf verschiedene! Stellen Sie sich das mal vor!"
"Nein", antwortete ich ehrlich", vorstellen kann ich mir das auch nicht richtig, "mir wären mehrere Frauen viel zu viel Stress."
Frau T. schüttelte den Kopf während sie sich die Zähne putzte: "Vielleicht bin ja ich nicht normal ...!"
"Ne, das würde ich nicht sagen, Frau T.. Sie sind normal! Dass Menschen mehrere Partner(innen) haben, ist die Ausnahme."
"Ich dachte eigentlich, dass ich ziemlich ... ziemlich ... offen bin", Frau T. suchte nach Worten, "aber die Sendung mußte ich jetzt abschalten. Stellen Sie sich vor: nicht nur zwei, sondern bis zu fünf!"
Ich lachte in den Spiegel über dem Waschbecken: "Die Welt ist verrückt. Es gibt nichts, was es nicht gibt."
Wir redeten noch ein Weilchen während der abendlichen Wasch- und Eincremeprozedur über diesen unglaublichen Bericht. Frau T. wurde darüber gar nicht fertig. Als ich sie im Bett hatte, schüttelte sie immer noch den Kopf und sagte: "Vielleicht bin ja ich nicht ganz normal ..."

Tja, was ist normal? Ist Polyamorie normal? Ist Homosexualität normal? Etc. etc.
Die Gesellschaft setzt moralische Grenzen, die sich von Generation zu Generation verschieben können. Ich hoffe stark, dass z.B. Pädophilie niemals gesellschaftlich akzeptiert wird. Aber wenn Erwachsene diese oder jene Liebesform miteinander wählen, mein Gott, was soll ich dagegen haben (?!) - solange sie sich nicht gegenseitig auffressen oder sonstwie schreckliche Sachen machen.
Bei der Polyamorie geht es ja wohl nicht nur um den Sex sondern um wirkliche Liebesbeziehungen zu mehreren Menschen. Umso weniger kann ich es mir in der Praxis vorstellen, - weil: wie ist das zu organisieren, dass keiner zu kurz kommt? Wie kann es sein, dass man in einem solchen Beziehungsgeflecht eifersuchtslos leben kann? Wie kommt man damit im Alltag klar? Ich habe schon Schwierigkeiten, die Beziehung zu einer Person neben der Arbeit und meinen eigenen Interessen zu meistern.

Die betreffende 37° Sendung sah ich noch nicht. (Bei nächster Gelegenheit mal - und ich werde dabei leicht belustigt an die Aufgeregtheit von Frau T. denken.) Aber ich las bereits auf mehren Webseiten über die Polyamoristen. Vielleicht meldet sich einer hier und erläutert aus seiner Sicht, wie er die Mehrliebe sieht.



(Dazu auf diesem Blog reflektiert: Mehrliebe oder: Was ist Polyamorie?)

creature - 05. Aug. 11, 12:35

bei uns ist halt die monogamie die einzig akzeptierte partnerschaft, aber wir haben die anlage zu lieben, und nicht nur eine person.
mir wäre es einfach zu anstrengend, darum lass ich es, und nicht aus moralischen gründen.

bonanzaMARGOT - 05. Aug. 11, 12:51

die gesellschaftliche moral darf man nicht unterschätzen, wie sie im hintergrund in unseren köpfen wirkt.
auch ich hätte keine moralische bedenken, wenn sich zwei oder drei frauen finden ließen, die mit dieser art beziehung klar kämen. irgendwie gestaffelt in fernbeziehungen ... ich würde halt von stadt zu stadt und so von liebe zu liebe durch deutschland reisen (lach!).
allerdings - wie käme ich mit meiner eifersucht klar, wenn die frau, die ich liebe, neben mir andere männer hat??
schlecht wahrscheinlich. somit wäre die eifersucht neben der anstrengung, sich auf mehrere partnerinnen einzustellen, der zweite grund, warum ich mir die mehrliebe in meinem leben schwer vorstellen kann.
Lange-Weile - 05. Aug. 11, 13:41

alles nur Versuch ?

Hallo Bo.,
ich hoffe, es greift ein Mehrliebender dieses Thema in oder über deine Beitrag auf und kann seine oder Ihre Gedanken zum Besten geben.

Ich höre nicht zu den Ausnahmen, die auf vielen Hochzeiten tanzen können. Ich hätte immer ein schlechtes Gewissen dem anderen gegenüber. Wahrscheinlich ist diese moralische Einstellung ein Teil von mir, die ich auch durch eine moderne oder "Ich bin für alles offen" Lebeneinstellung nicht ändern kann. Ich würde mir mir Sicherheit die Seele dabei verrenken. Daher könnte auch schon "Fremdgehen" für mich ein schweres moralisches Problem darstellen. Meine Seele verlangt immer noch einer Entscheidung. Mein Herz kann sich nur einem zuwenden und das zu 100 %.

Aber in meine Familie erlebte ich so eine "für alles offene" Beziehung. Anfangs lief alles ganz gut, dann knisterte es und wenig später flogen die Fetzen. Ich weiß nicht, ob er oder sie von der eigenen Eifersucht überwältigt wurde. Aber es ging nichts mehr, auch ihre Liebe nicht mehr. In dem Fall wollte jeder von ihnen noch einen oder mehr Partner nebenher haben. Sie hatten 2 Kinder und für sie wollten sie die Familie sein, aber das war auch nicht mehr möglich.

Ich denke mir, dass Menschen die in der Mehrliebe leben, sich nicht entscheiden können oder wollen. Aber im Hinblick auf Familiengründung wird es sicher schwer sein, die Mehrliebe über längere Zeit über Wasser zu halten.

In der "Lindenstraße" wurde das Thema Mehrliebe auch mit aufgegriffen und die ist grade am Scheitern. Die Eifersucht schoß ihr Störfeuer auf die 3er-Beziehung.

Wir leben in einer Welt frei von gesellschaftlichen Zwängen grade in dieser Hinsicht und da kann ich mir vorstellen, dass sich einige auch darin probieren wollen.

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 05. Aug. 11, 13:52

hi lawe

inzwischen gibt es in vielen großstädten stammtische der polyamoristen. auch in heidelberg. ich sollte mal hingehen, - bis jetzt traute ich mich nicht.
im blog schrieb ich früher schon zu diesem thema (der link am ende meines beitrags), und peneseum, die wohl seit einiger zeit mehrere männer liebt, antwortete darauf.

ich sehe es ähnlich wie du, lawe, ich kann mir die praxis einfach schwer vorstellen, vorallem wenn dann noch andere familienmitglieder wie kinder, schwiegereltern etc. involviert sind.
auf rein sexueller basis halte ich solche mehrfachbeziehungen schon für möglich, wenn man(n) brav das kondom überzieht.
penes-eum - 05. Aug. 11, 18:38

Hier ist eine...

die so lebt.


Wie ich mittlerweile lebe liest man ja in meinem Blog...

Es ist schön - sonst würde ich den Weg nicht gehen.

Ja, es klappt nur wenn alle Beteiligten voneinander wissen, sich schätzen, mögen und dem anderen die Wurst auf dem Brot gönnen. In sich gefestigt sind und ihre Ängste, denn nichts anderes ist Eifersucht nicht auf den anderen projezieren sondern sehen das es ihre eigene Angst ist. Und ja da gibts manchmal ein aufflackern, das ist aber ebenso schnell wieder weg, wenn man sich darüber bewusst ist und ggf. darüber redet.

Ich hab mich früher schlecht gefühlt, denn sowas gehört sich ja nicht.

Also liebte ich meinen Partner und die Gefühle für andere wurden verleugnet. Das Resultat war immer das Gleiche, die Beziehungen gingen zu Bruch, weil ich unglücklich war. Und um mit jemand Anderem eine Beziehung eingehen bedeutete die andere Beziehung beenden, auch wenn man noch liebt und eigentlich nicht gehen möchte.

Das es andere Möglichkeiten gibt, das man mehrere Menschen gleichzeitig lieben darf und das auch wenn es zwei Männer sind, zu denen man sich auf unterschiedliche Weise doch gleich hingezogen fühlt, habe ich spät erfahren und irgendwann gemerkt das es das auch für mich ist. Aber bis zur Umsetzung war es noch ein langer Weg.

Mit Herrn U. kam dann auch der Partner in mein Leben, der von vorneherein klar sagte das er das ebenso sieht und das ich mich darauf einlassen muss, wenn ich mit ihm eine Partnerschaft eingehe.

So kam es dann zu der Situation, das ich mich verlieben durfte und es passierte.

Schwierigkeiten gab es dann als ich Herrn Y. dann mit Herrn U. bekannt machte - das ging gar nicht - die zwei konnten sich nicht riechen und damit war es klar das es mit Herrn Y nichts wurde, denn Herr U. hatte und hat in allem Einspruchsrecht.

Es gab noch zwei Versuche die kläglich scheiterten - die Männer konnten sich nicht damit abfinden das es Herrn U. gibt und das sie nicht die erste Geige spielen würden und mich alleinig für sie haben würden.

Dann kam Herr J. vor fast genau 11 Monaten.

Herr U. ist übrigens derzeit, ebenso wie Herr J. monogam, die einzige die in dem Geflecht poly lebt bin ich, zwischen meinen beiden Männern.

Nein ich kann mir nicht vorstellen einen weiteren Mann dazu zu lieben. Nicht weil die Liebe nicht reichen würde, wenn es passiert passiert es, aber meine beiden reichen mir vollkommen aus.

Ich ihnen anscheinend auch - zeitlich ist es weniger das Problem, auch wenn Herr J. und ich uns schon manchesmal schwer tun wenn die Woche wieder enorm lang ist.

Herr U. und Herr J. kennen sich, mögen sich, schätzen sich und freuen sich daran, das sie beide ein ausgeglichenes glückliches Goldi haben.

So noch Fragen, dann los, kann allerdings sein das ich erst mit Verzögerung antworte, denn Herr J. holt mich gleich ab für den ersten gemeinsamen einwöchigen Urlaub.

Achja wir brauchen keine Gummis, weil innerhalb des Geflechts wiederum monogam.

bonanzaMARGOT - 06. Aug. 11, 07:13

wie sagt man so schön: doppelt hält besser

... aber auf dauer wäre eine solche dreierbeziehung, wie du sie zur zeit lebst, goldi, nichts für mich. ich könnte mich nicht an den gedanken gewöhnen, dass ich einen nebenbuhler habe. das hat, glaube ich, einfach mit den urinstinkten zu tun, dass mann dafür sorgt, dass seine gene weiterkommen und nicht die eines anderen männchens. nun, sind wir natürlich keine tiere, aber in unseren anlagen und tiefsten gefühlen schon noch. somit ist eifersucht kein künstliches angstgefühl, was man einfach durch reflektion ablegen kann - vielmehr wäre es seltsam, wenn man keine eifersucht empfindet.
ich kann mir durchaus vorstellen, zwei oder gar drei frauen zu lieben, aber leben kann ich eben nur die beziehung zu einer frau. es ist sehr selten, dass ausgerechnet die frauen, in die man verliebt ist, eine mehrfachbeziehung akzeptieren. jedenfalls hatte ich noch nicht das glück ... (glück?)
außerdem wird es spätestens dann haarig mit mehreren partnern, wenn die familienplanung hinzukommt. denn wie wäre dies bitte zu aller zufriedenheit zu bewerkstelligen??
also, ich kann mir nicht vorstellen, dass die polyamorie der monogamen paarbindung irgendwann den rang ablaufen wird.
aber wenn sich die richtigen finden, ist die mehrliebe wohl möglich, wie du erzählst, und auch glückspendend.
ich wünsche dir und herrn j. eine schöne urlaubswoche.
(und wann geht`s mit herrn u. in urlaub?)
penes-eum - 16. Aug. 11, 07:03

Herr Bo,

ich glaube das ist das Problem in der Denke, wenn man den anderen als Nebenbuhler sieht wird es nichts werden. Schätzt man diesen ebenso und sieht ihn als Freund dann ist es anders.

Du sprichst die Urinstinkte an - hm - bei uns ist das kein Thema, vielleicht auch weil Herr U. keine Nachkommen möchte, Herr J. bereits einen erwachsenen Zögling sein eigen nennt und ich keinen Nachwuchs haben möchte - ich weiß es nicht.

Mit Herrn U. geht es anfang September in den Urlaub - er war ja bereits eine Woche Anfang Juli alleine im Urlaub und nun gehts im September zusammen los.
bonanzaMARGOT - 16. Aug. 11, 08:31

hallo frau goldi!

das ist halt die frage, ob man eifersucht oder urinstinkte einfach so durch`s denken ausschalten kann bzw. überhaupt soll.
ich gehe mal davon aus, dass wenn herr u. oder herr j. noch partnerinnen hätten, du damit auch keine probleme hättest, außer diese wären dir unsympathisch. und bei noch mehr beteiligten wird`s dann noch schwerer mit dem zeitmanagement. weil wenn alle möglichen paarkonstellationen ihre gemeinsamen zeiten einfordern, wird`s eng.
bei eurer dreierbeziehung sind es ja nur zwei konstellationen.

also, du siehst, es braucht eine menge bedingungen, dass eine solche polyamore beziehung hinhaut. eben auch jene, dass die beteiligten nicht mit ihren familienplanungen bzw. -vorstellungen aneinanderrasseln. und dann sollen sich alle auch noch mögen ...
puh!
mir ist sowas definitiv zu stressig. nur auf (mehr) sexueller beziehungsebene kann ich mir solche konstellationen vorstellen.
da darf ich mich halt nur nicht verlieben ...

wie war dein urlaub mit herrn j.? hoffentlich schön - wo ward ihr?
anfang september ist schon bald - da wünsche ich dir mit herrn u. eine schöne woche. ihr fahrt aber dann woanders hin?
penes-eum - 16. Aug. 11, 16:56

Nein Ausschalten nicht, lieber Bo, aber reflektieren und sich bewusst werden wo der Haken liegt - soll ist so eins der Unworte für mich - wenn ich möchte tu ich, wenn ich nicht möchte beweg ich keinen Finger oder anderes.

Wenn einer der beiden eine Partnerin zusätzlich hätte - hm kann ich Dir nicht sagen wie ich damit umgehen würde, ich bin gegen viele Frauen allergisch ;) und die Frau muss schon passen und Goldiglucke muss das Gefühl haben das es ihrem Mann damit gut geht.

Noch mehr beteiligte - ich glaube das gilt egal ob für Männlein oder Weiblein, es muss passen und jemand neues muss sich ohne Komplikationen in das Geflecht einfügen können, das ist glaube ich immer schwer.

Herr J. hatte sicher auch seine Probleme sich einzufinden, aber dazu müsste er selber schreiben.

Zeitprobleme lassen sich eigentlich gut lösen, bei mehr als der jetzigen Situation wäre es für mich allerdings zu viel, denn ich bin die jenige die hin und herreist und nebenher noch Haushalt von Herrn U.- und mir sowie das Fellknäuel zu versorgen hat.

Ich glaube für jemanden der nicht so lebt ist es schwierig sich reinzudenken, denn wie überall im Leben wächst man in sein Handeln rein ;).

Was ist schon Sex? ;) Wo fängt er an, wo hört er auf? Für mich ist richtiger Sex, wohlgemerkt für mich das komplette Programm und nur mit wirklicher Liebe satt machend, alles andere ist für mich wie am Nachtisch Buffet vorbeigehen und einmal mit dem Finger drüber dürfen, aber diesen dann an der Serviette abwischen - es befriedigt nicht, maximal für einen kurzen Moment - das reicht mir nicht.

Lach, ja wir fahren woanders hin der Herr U. und ich aber wohin wissen wir noch nicht, derzeit schwankt es zwischen Frankreich Normandie/Atlantikküste/Loire, Ardennen oder Bay. Wald oder sogar Tschechien. Das wird sich im Lauf der Woche entscheiden....
bonanzaMARGOT - 16. Aug. 11, 18:02

Ich wünsche dir, dass Eure Dreiecksbeziehung positiv noch lange Bestand hat.
Ich äußere gegenüber solcher polyamorer Lebensgemeinschaften nur meine Bedenken - solange es nicht zu Unterdrückung, Mord oder Totschlag führt, akzeptiere ich jede Form der Liebesbeziehung. Auch die herkömmliche Ehe gehört (meiner Meinung nach) auf den Prüfstand ...
la-mamma - 05. Aug. 11, 19:48

"es gibt kaum ein menschliches denkbares verhalten, das nicht IRGENDWO die norm ist" hab ich einmal gelesen. lohnt sich, darüber nachzudenken;-)

bonanzaMARGOT - 06. Aug. 11, 07:18

hi la-mamma

na ja, wenn ich z.b. als einsiedler lebe, ist alles, was ich mache, die norm, da ich das einzige mitglied der gesellschaft bin.
oder wie verstehst du das, dass jedes verhalten irgendwo die norm ist?
la-mamma - 06. Aug. 11, 07:47

schon auch unter einbezug von ein wenig mehr anderen. inklusive der ganzen geschichte der menschheit.
bonanzaMARGOT - 06. Aug. 11, 07:52

hm, du meinst, man muss nur lange genug warten, dass irgendwas irgendwo irgendwann mal zur norm wird?
Anja-Pia - 07. Aug. 11, 10:10

Zu viel Liebe kann es gar nicht geben. ;-)

bonanzaMARGOT - 07. Aug. 11, 14:59

oh doch, es kann ein zuviel an liebe geben - sogar krankhaft viel.
ob die mehrliebe, also die liebe zu mehreren partnern bedeutet, dass automatisch mehr liebe im spiel ist, wage ich zu bezweifeln.
penes-eum - 16. Aug. 11, 07:05

Mehr Liebe? Ich mag solche Aussagen nicht, das würde bedeuten, das ich Anderen die monogam leben die Fähigkeit zur Liebe abspreche - nein Mehrliebe im Sinn von Menge nicht, Mehrliebe im Sinn von auf mehr als eine Person bezogen ja
steppenhund - 07. Aug. 11, 11:34

wie immer man dazu stehen mag, ...

Ein Satz, der mit "ich kann mir nicht vorstellen, ..." Beginnt, disqualifiziert einen Anspruch auf allgemeine gueltigkeit. Warum sollte es nicht Personen geben, die mehr lieben koennen als andere. Mir kommt es so vor, als wuerden besonders diejenigen vehement dagegen argumentieren, die nicht einmal zu einer Partnerschaft faehig sind.
Sorry fuer meinen agressiven Kommentar, doch unvorstellbar ist fuer mich ein unwort.

Editiert: vom Handy aus ist das Editieren eher noch fehlerverschärfend.

Anja-Pia - 07. Aug. 11, 12:02

Mommy, mommy! ;-)
bonanzaMARGOT - 07. Aug. 11, 14:56

was ist mommy?

steppenhund, wenn ich sage, dass ich mir etwas nicht vorstellen kann, dann ist das nunmal so, weil meine ratio einem gedanken oder einer sache nicht bzw. schwer folgen kann. dazu schrieb ich meine argumente, während du hier mit plattitüden aufwartest.
auch schrieb ich, dass es sicher menschen gibt, welche die mehrliebe offensichtlich (wie z.b. peneseum) in ihr leben einbauen können. ich kann es mir eben aus unterschiedlichen, oben angesprochenen gründen nicht vorstellen. selbst penes eum konnte es sich, wie sie sagt, lange zeit kaum für sich vorstellen.
ich setze mich mit der polyamorie aufgeschlossen und kritisch auseinander, weil mich das thema interessiert.
für die alte frau, die ich im altenheim pflege, ist die mehrliebe unvorstellbar - dem gab sie ausdruck. ich dagegen halte sie nicht prinzipiell für unvorstellbar (schon gar nicht aus moralischen gründen), allerdings sehe ich viele praktische hindernisse.
was gab es dabei eigentlich mißzuverstehen???
steppenhund - 08. Aug. 11, 15:10

Ich habe über das Thema schon mit vielen Leuten gesprochen, diskutiert, manchmal auch gestritten und einige Male auch verwandte Seelen getroffen.
Eigentlich war es mir wichtig eine rasche Antwort zu schreiben. Da ist das Tappen auf einem "smart phone" den Gedanken eher abträglich.
Wenn meine Argumentation als Platitüden empfunden werden, sollte ich ja gar nicht weiter schreiben. Es ist ein Erfahrungswert, dass sich diejenigen, die dagegen argumentieren, aus welch immer Gründen auch, hauptsächlich aus der Gruppe rekrutierten, die a) single, b) geschieden, c) mehrfach geschieden waren.
Die Befürworter, und einige gab es, lebten in glücklichen, monogamen(!) Beziehungen und gaben an, dass es sich aus Zeitgründen vielleicht schwer machen ließe. (Was ja auch ein Argument von dir war.)
Jetzt ist die Frage beim Zeitargument allerdings ein bisschen eigenartig. Zu einem Zeitpunkt, als ich monogam lebte, hatte meine Frau weniger Zeit von mir, als in den 14 Jahren als wir quasi zu dritt lebten. Heute würde ich es vielleicht nicht mehr machen, weil es extrem anstrengend ist. Aber gerade die Anstrengung (vielleicht durchaus von einem schlechten Gewissen getragen) trägt mehr zu einer harmonischen Beziehung bei als die übliche Vernachlässigung aufgrund von Gewöhnung.
Mir ist das jetzt sch... egal, ob das als Platitüde gesehen wird oder nicht. Jedenfalls bin ich immer noch mit meiner Frau nach 37 Jahren (und das durchaus glücklich) verheirtatet, während ich mit der damaligen Zweitpartnerin noch eine harmonische Freundschaft pflege, die sich jetzt allerdings auf 3-4 platonische Treffen im Jahr reduziert hat.
Das Konzept von Liebe, wie wir sie heute romantisch kennen, ist noch nicht so alt, vielleicht 200-300 Jahre. Wenn wir den Sex ausklammern, würde ja vielleicht kein Mensch etwas daran finden. Viel interessanter ist allerdings heute, wie sich die Familienstrukturen auflösen, bzw. wie die heranwachsenden Kinder vernachlässigt werden. Also die sozialen Strukturen leiden da weniger unter einer Polyamorie sondern eher an unserer Konsumwirtschaft und der allmächtigen Gehirnwaschmaschine Fernsehen.
So, genug getüdelt. Mehr als meine eigene Person einbringen, kann ich nicht. Höchstens vielleicht die Erwähnung einer Rede, die die zweite Frau anlässlich meines 60. Geburtstags gehalten hat. (Ja, sie war auch anwesend und fast alle haben gewusst, welchen Part sie einmal in meinem Leben gespielt hat.) Sie erzählte, dass sie sich immer gewundert hätte, dass ich mit bestimmten Dingen "einfach durchgekommen" wäre. Die Beispiele stammten aus meinem Berufsleben, wo mein Arbeitstag dann anfing und aufhörte, wenn ich es wollte, trotz meines Anstellungsverhältnisses. Sie erzählte, dass sie einige Zeit gebraucht hatte, um zu verstehen, dass es auch anders geht.
Ich habe mir meine beruflichen Positionen nicht ererbt oder durch Beziehung ergattert. Wenn ich jetzt mit 60 eine komplett neue Herausforderung in einem fremden Land annehme, KÖNNEN SICH DAS VIELE VIELLEICHT AUCH NICHT VORSTELLEN. Und bei dieser letzten Platitüde lasse ich es jetzt bewenden.
Finchen1976 - 07. Aug. 11, 15:27

Ich finde diese Liebe zu dritt (oder mehr) interessant.
Schwer vorstellbar allerdings auch.
(Ich kannte nichtmal den Fachausdruck dafür!)
Ich habe mich noch telefonisch über diesen von mir nicht gesehen Bericht mit einem Mann ausgetauscht, der ihn gesehen hatte.
Planen kann man sowas sicher nicht.
Und Goldi ist als einziges "Goldstück" in dieser Beziehung auch fein raus. Weiß man doch nicht, wie es anders wäre, bei der Konstellation sie mit einer Frau und einem Mann. Goldi? Dein Kommentar. *g*

bonanzaMARGOT - 07. Aug. 11, 15:38

wie gesagt: mit zwei frauen könnte ich es mir umgekehrt für meine person noch am ehesten vorstellen. solange die frauen dabei monogam leben - wäre es ja harems- oder langhansmäßig. wenn aber meine partnerinnen dann auch wiederum mehrere partner hätten und diese auch ... etc., würde es doch reichlich unübersichtlich und kompliziert in der "polyamoren familie".
das thema eifersucht ist mir ein wenig zu kurz gekommen. goldi sagt, man könne es "wegreflektieren" durch ehrlichkeit und offenheit. ich bin kein mensch, der ausgeprägt eifersüchtig ist, aber dauerhaft könnte ich einen oder gar mehrere nebenbuhler nicht ertragen - jedenfalls nicht, wenn es sich um eine liebesbeziehung handelt. bei `ner sexbeziehung ist`s anders. da teilt man nicht sein leben mit einem anderen menschen sondern nur seine lust, seine sexuelle begierde.
penes-eum - 16. Aug. 11, 07:11

Finchen, das widerum kann ich mir nicht vorstellen. Das Leben mit einer Frau ist mir auf Dauer zu kompliziert und mein Bi ist in den letzten Jahren auf 0,5 gesunken - wenn es überhaupt noch vorhanden ist - ich weis es nicht - derzeit jedenfalls gibt es keine Frau die mich sexuell in irgendeiner Weise anzieht.

Herrn U. wäre es wohl egal, allerdings haben wir auch einen komplett unterschiedlichen Frauen Geschmack. Herr J. hat einen ähnlichen Frauentypengeschmack, aber wie gesagt es steht nicht zur Debatte - ich bin bestens ausgelastet.

Bo, wenn Du aber davon ausgehst das es ein Freund und kein Nebenbuhler ist, das ein mögen vorhanden ist und Vertrauen ?
bonanzaMARGOT - 16. Aug. 11, 08:41

bei einem freund wäre es emotional noch haariger.
es gibt fast nichts fieseres, als wenn z.b. der beste freund mit der partnerin was hat.
es würden sich dann auch fragen stellen wie: liebt sie ihn mehr als mich? verbringt sie mit ihm mehr zeit? läuft es sexuell mit dem anderen besser? findet sie ihn attraktiver? bin ich ihr nicht genug - und warum?
vorallem für den, der zuerst da war, stelle ich es mir schwierig vor.
bonanzaMARGOT - 07. Aug. 11, 15:56

hier ein link zu einem interessanten artikel zum thema:
http://www.seitensprung-fibel.de/polyamorie-vs-monogamie.php

steppenhund - 08. Aug. 11, 15:21

Die Fragen sind interessant

aus dem Artikel: "Wer sich für dieses Beziehungsmodell interessiert, sollte sich ehrlich einige Fragen beantworten: Bin ich bereit, meinem geliebten Partner die selben Freiheiten einzuräumen, die ich beanspruche? Sollen meine Kinder mehrere Eltern-Bezugspersonen haben? Kann ich mit den Vorurteilen von Kollegen, Bekannten oder Geschäftspartnern leben? Ist es meine ureigene Überzeugung, polyamor zu leben? Wie souverän ist meine Konfliktfähigkeit? Verfüge ich über genügend Selbstschutz, um mich gegen Eifersucht und Schuldzuweisungen abzugrenzen?"
-
Ich glaube nicht, dass man das Beziehungsmodell wählen muss. Es wächst einem unter bestimmten Umständen zu.
Die Frage ist allerdings: ist es besser, für ein Kind nur eine Elternbezugsperson zu haben oder drei? Und dann kommt gleich die Frage nach dem Selbstwertgefühl und der Eifersucht. Tja, und die Konfliktähigkeit sollte man ja wohl auch in anderen Gebieten mitbringen...
penes-eum - 16. Aug. 11, 07:15

Steppenhund die Fragen sind interessant, aber ich glaube die stellt man sich teilweise nicht wenn man beginnt so zu leben ausser man lässt sich von der gesellschaftlichen Norm leiten.

Das Thema Kinder ist wie ich oben geschrieben habe keins bei uns. Unsere Freunde und enge Bekannten wissen Bescheid und sehen das es uns dabei gut geht - bisher hat uns keiner deswegen in irgendeiner Weise komisch behandelt.

Kollegen geht es nichts an - Arbeit ist Arbeit - Privat ist Privat und wenn sie es mitbekommen dann ist es so. Geschäftspartner gibt es im Angestelltenverhältnis nicht.

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