Guten Morgen


Im Halbschlaf sah ich mich im Büro vorm Computer sitzen. Ich kam zur Arbeit und lief die Büros ab, um alle Kolleginnen und Kollegen zu begrüßen. Das ist bei uns Usus. Bereits um Sieben sind einige da. Überall kurz die unausgeschlafene Rübe reinhalten und „Guten Morgen“ sagen. Plötzlich hatte ich die Vorstellung, ich würde mich selbst schon dort sitzen sehen. So sehen mich also die anderen, dachte ich.
„Guten Morgen – was machst du denn hier“, sagte ich zu mir selbst.
„Weiß auch nicht.“
„Bist du`s wirklich?“
„Du solltest mich kennen. Nichts Genaues weiß man nicht.“
„Ganz schön scheiße, sich selbst zu sehen. Ich kann`s immer noch nicht glauben, was ich hier mache. Acht Stunden Tumordokumentation, fünf Tage die Woche. Wie bin ich hier nur reingeraten?“
„Dann geh doch wieder.“
Ich hielt kurz inne – „Wenn`s so einfach wäre.“

In einer Stunde halte ich den Transponder an meine Bürotür, schalte das Licht ein und schlüpfe aus meinem Mantel. Schon trudeln die nächsten ein und sagen „Guten Morgen“, von Tür zu Tür.

steppenhund - 18. Jan. 18, 13:36

Wäre ich du, würde ich mir vorstellen, dass meine Dokumentation einmal hilft, einen ganz speziellen Fall zu isolieren.
Tatsächlich habe in einem Vortrag über "big data" und "künstliche Intelligenz" den Fall gehört, dass eine ganz seltene Krebserkrankung nur diagnostiziert werden konnte, weil weltweit drei gleichartige Fälle beschrieben wurden. Die Merkmale konnten verwendet werden, um die tatsächliche Krebsart heraus zu filtern. (Und der Patient konnte geheilt werden.)
Das würde man normalerweise mit "Arbeiten mit ethical goods" bezeichnen. Mich hat das von 1980 bis 1988 sehr aufgebaut, dass meine Arbeit letztlich dazu half, besser diagnostizieren zu können.

bonanzaMARGOT - 19. Jan. 18, 05:06

wir kloppen eher die "ganz normalen" fälle in die datenbank. die ärzte/onkologen u. pathologen müssen die erkrankungen richig diagnostizieren und zur dokumentation auch richtig verschlüsseln. wir fungieren dann als übersetzer ihrer dokumente hin zum dokumentationssystem mit seinen speziellen eigenarten und seinem aufbau. das ist mühsamer als man denkt, weil die daten, die wir bekommen mitunter unvollständig und unkorrekt sind, und weil sich viele dinge nicht adäquat im dokumentationssystem abbilden lassen.
im arbeitsalltag merken wir von dem ansinnen (der qualitätsverbesserung/-angleichung), welches dahinter steckt, wenig bis gar nichts. es geht hauptsächlich um effizienz, angleichung bei der dokumentation und administrative probleme wie meldevergütungen, krankenkassen, zuständigkeiten...
die ethische motivationspille wirkt an meinem jetzigen arbeitsplatz nur sehr bedingt. in dieser hinsicht war`s in der altenpflege direkter, wo man jeden tag erlebte, wobei man half und um was es ging.

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