Da fängt der Tag gut an


Als ich aus der Beuthstraße 7 hinaus auf den Gehsteig trat, fühlte ich mich leichter. Der Himmel leuchtete blau über den Straßenschluchten. Mein Weg führte mich erst zum Alex und dann weiter zum Hackschen Markt. Es war noch Vormittag. Die Plätze und Straßen füllten sich erst langsam. Ich hatte etwas Schiss gehabt vor dem Termin. Wie würde meine Arbeitslosen-Sache in Berlin weitergehen? Pünktlich 10 Uhr nahm ich im Warteraum Platz. Kaum saß ich, kam schon die Arbeitsvermittlerin um die Ecke und rief mich auf. Nach Begrüßung und Feststellung meiner Daten, eröffnete sie mir, dass inzwischen ein amtsärztlicher Bescheid vorliege, welcher im Ergebnis zu einer beruflichen Rehabilitation rät. Die Arbeitsvermittlerin besprach mit mir die weitere Vorgehensweise. Das könne allerdings dauern, sagte sie, und dann hätte sie außerdem bald ihren Jahresurlaub. Ich nickte bedauernd.

Am Hackschen Markt suchte ich mir einen Platz in der Sonne. Vorm Weihenstephaner war noch kein Mensch. Wahrscheinlich hatten sie gerade geöffnet. Gegenüber saß an einem Mäuerchen ein Straßenmusiker und spielte lässig seine Lieder. Nebenan waren Marktstände aufgebaut. Ich schaute auf die Kulisse, den S-Bahnhof und die Spitze des Fernsehturms dahinter. Gerne hätte ich O. umarmt und geküsst und ihr von der Agentur für Arbeit erzählt, aber sie unterrichtete in der Sprachschule.
Der Straßenmusiker war ein interessanter Typ, sympathisch. Seine Lieder plätscherten so dahin. Poesie und Herz lagen darin. Ich kaufte ihm zwei CDs ab. „Da fängt der Tag gut an“, lächelte er. Ich gab mich der Sonne und dem Bier hin. Einer alten Frau, die mich anbettelte, drückte ich zwei Euro in die Hand. Sie bedankte sich überschwänglich. Für einige Momente verloren Welt und Schicksal ihre Schwere.




Mo Calaz am Hackschen Markt

KarenS - 05. Jun. 15, 13:13

Fein ...

liest sich gut. Ja, es wird eine Zeit dauern, dass weiß ich von mir. Hat sich aber gelohnt, und sogar "Spaß" gemacht.

Das Foto finde ich auch fein. Der ganze Tag scheint heute fein :-)

bonanzaMARGOT - 05. Jun. 15, 15:08

Ziemlich heiss in der Sonne. Und morgen soll es noch heisser werden.
Ich sitze in der Friedrichstraße und warte auf O., die beim Klett Verlag eine Fortbildung hat.
Das Bier ist kühl und die Kneipe hier auch.

Prost!
bonanzaMARGOT - 05. Jun. 15, 15:34

... zur Zeit habe ich gar keine Lust, dass es beruflicherseits schneller geht.
rosenherz - 05. Jun. 15, 15:02

"Ich gab mich der Sonne und dem Bier hin." Was für eine schöne Wortwendung. Und auch gefühlsmäßig eine wundervolle Haltung, sich dem Moment hinzugeben.

bonanzaMARGOT - 05. Jun. 15, 15:12

Hallo Rosenherz

Danke! Ich hoffe, dass die Leberzirrhose noch eine Zeit auf sich warten lässt. Gegen den Sonnenbrand habe ich Sonnenmilch.

Hoffentlich kannst du an diesem schönen Wochenende auch etwas die Seele baumeln lassen.
rosenherz - 05. Jun. 15, 17:24

Ach, die Leberzirrhose! Bei einem Mann ist das anders als bei einer Frau. Er kann bis zum Fünffachen trinken im Vergleich zu einer Frau, wie das bei ihr wirkt. Ihr fehlt nämlich ein Enzym in der Magenschleimhaut, das den Alkohol abbaut, wie das bei einem Mann so funktioniert.

Ach, das Wochenende mit diesem Sommerwetter nutzen wir hier für die Heuarbeit, für die wir ja eine Periode Schönwetter brauchen. Seele baumeln lassen, das wird auf ein ander Mal verschoben.
bonanzaMARGOT - 05. Jun. 15, 18:15

Dieses Enzym ist ein guter Grund, ein.Mann sein zu wollen.
Landarbeit ist bestimmt nicht das Schlechteste für die Gesundheit. Den Duft von Heu mag ich.

Trotzdem ein schönes Wochenende!
rosenherz - 05. Jun. 15, 18:23

Der Duft von Heu - er ist wundervoll. Und ist immer seltener anzutreffen, weil man die Bauern berät, sie sollen lieber Silage machen. Das geht schneller. Effiezienter heißt das heute. Leider auf Kosten der Tiergesundheit.
---
Auch dir, ein schönes Wochenende, wo auch immer du es verbringen wirst!
KarenS - 05. Jun. 15, 22:34

Ja, liebes Rosenherz, der Duft von Heu ist wirklich „berauschend“. Als junges Mädchen habe ich meine Schulferien oft auf einem Bauernhof verbracht. Herrlich war das, wirklich sehr herrlich, dieser Heuduft, den es hier in Berlin nicht gibt.

Dafür aber jede Menge Leute, die nach „Gras“ riechen …

oder sonstigen „Naturalien“. Feinen Abend noch, oder so:-)

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