Freitag, 8. Mai 2015

Eingewöhnung


Eine Großstadt ist ein Stück Wahnsinn. Aber nicht mehr als alles andere. Sie ist eine Kolonie unterschiedlichster menschlicher Individuen. Im Großen und Ganzen scheint das Zusammenleben zu klappen. Man braucht zwischendurch gute Nerven. Aber auch nicht mehr als überall. Es ist eine Frage der Eingewöhnung. Ängstlich ist man im Großstadtdschungel besser nicht. Aber Vorsicht geboten! Im Gedränge passe ich automatisch mehr auf meine Sachen auf. Und dann der Verkehr!
Noch nie sah ich täglich so viele Menschen. Wir sind im städtischen Wahnsinn miteinander verbunden, ohne uns persönlich zu kennen. Eigentlich nichts Neues für mich. Ich bin kein Landei. Trotzdem ist Berlin für mich eine Herausforderung. Wie das Leben selbst – nicht mehr und nicht weniger – egal, wie man sich dazu stellt. Irgendwas muss man machen. Das Leben ist ein Gefäß, das wir mit Allerlei auffüllen. Das Ausleeren ist schwieriger. Ab und zu braucht man Platz für Neues...
Ich sehe den Wahnsinn Hand in Hand mit der Freiheit vorbei spazieren und denke sofort, dass sich die Beiden sehr lieben müssen.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Am Gleisdreieck


Gerade wurden Waschmaschine und Kühlschrank geliefert. Es wird immer wohnlicher in unserer Wohnung. Vor einer Woche standen hier noch überall Kartons voller Krempel. Und nun geht es eigentlich nur noch um die Feinheiten wie Lampen, Vorhänge und einige Möbelstücke und Utensilien, die noch zu kaufen sind. Außerdem sind ein paar Mängel der Hausverwaltung zu melden.
Ich sitze am Schreibtisch, während die Waschmaschine leer läuft. Das muss wohl das erste Mal so sein. O. ist an der Uni. In den vergangenen Tagen erkundeten wir etwas die Umgebung – hin zur Potsdamer Straße auf der einen und zum Gleisdreieck auf der anderen Seite. Der "Park am Gleisdreieck" liegt quasi vor der Haustüre. Viele junge Menschen halten sich dort bei schönem Wetter auf, um zu spielen, Sport zu treiben, sich zu sonnen und zu treffen. Familien picknicken oder gehen spazieren. Die Atmosphäre ist friedlich bis ausgelassen. Bestimmt werde ich in diesem Park während der warmen Jahreszeit oft mit O. sitzen, um zu lesen oder in der Sonne zu relaxen.

Ich bin zugegebenermaßen müde. Der Umzug schlauchte. Jeder Tag barg neue Herausforderungen... physischer wie psychischer Natur. Ich blinzele ins Licht... auf Autos, die vorbei schleichen, Menschen auf den Trottoirs, ein Parkscheinautomat, eine Litfaßsäule gegenüber...







Park am Gleisdreieck







Perspektive in meine Straße

Montag, 4. Mai 2015

TV-Tipp:

"Feuchtgebiete", 22 Uhr 15, ZDF

Mittwoch, 29. April 2015

TV-Tipp:

"Forrest Gump", 20 Uhr 15, SAT 1

Mittwochs-Weisheit

„Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“
(André Gide)

Dienstag, 28. April 2015

Hallo Berlin! Du hast einen Mitbürger mehr!


Der Umzug war harte Knochenarbeit und eine Nervenprobe mit einer galligen Helferin. Ich musste die Zähne zusammenbeißen, denn ich war abhängig von ihr. Sie fuhr den „Sprinter“. Wir kriegten gar nicht alles in den Laderaum, so dass ich ein paar Möbelstücke zurücklassen musste.
Die Fahrt verlief im Großen und Ganzen reibungslos. Im Frankenwald hatten wir starken Regen und schlechte Sicht. Gut sieben Stunden dauerte die Fahrt. Am Ziel erwartete uns O.. Es war inzwischen nach 21 Uhr und dunkel. Das Ausladen verlief schnell. Zwei zusätzliche Arme packten mit an.
Die Umzugshelferin machte sich mit dem „Sprinter“ auf den Rückweg. Vorher hatten wir noch eine Auseinandersetzung wegen der Bezahlung. „Da hätte ich auch die Profis nehmen können“, sagte ich, „und hätte es bequemer gehabt!“ Sie keifte herum und presste aus mir noch ein paar Scheine heraus. „Gute Nacht! Und gute Fahrt!“ rief ich ihr nach. O. beruhigte mich. Wir waren wieder zusammen, was die Hauptsache war.
Verschwitzt ging ich mit ihr Hand in Hand zur Bushaltestelle. Es war ganz schön kühl. In meinem Kopf wirbelte noch eine Weile alles durcheinander.

Sonntag, 26. April 2015

TV-Tipp:

"Verbotene Spiele", 22 Uhr 30, 3sat

Der letzte Tag


Es muss immer einen letzten Tag geben. Für alles. Etliche Kartons voller Krempel stehen in der Wohnung verteilt. Wenn Tiere umziehen, haben sie es leichter. In den Pack-Pausen sitze ich am Schreibtisch, schaue etwas TV. Die Wiederholung des Boxkampfes Wladimir Klitschko gegen Jennings. Ich zappe hin und her. Auf dem Doku-Kanal geht es um Astronomie. Ich mag Dokus über die Entstehung des Universums, des Sonnensystems und seiner Planeten. Es ist einfach unglaublich, in was für einer Welt wir leben. Nur gibt es dazu von wissenschaftlicher Seite in den letzten Jahren nichts Neues. Ich warte immer darauf, dass ich etwas höre, was ich dazu noch nicht weiß. Ich zappe zurück zum Boxkampf. Klitschko gewann mal wieder. Ein Zwölfrundensieg. Der Weltmeister ist nicht wirklich zufrieden. Ich frage mich, warum er überhaupt noch in den Ring steigt und seine Gesundheit aufs Spiel setzt, wo er doch sicher vielfacher Millionär ist. Aber vielleicht braucht er diese Herausforderungen für sein Glück. Seine hübsche Partnerin bejubelt ihn. Sie wird zwischendurch von der Kamera eingeblendet.
Ich versuche zusammenzubringen, was unglaublich weit auseinander liegt: All diese Wirklichkeiten, die unterschiedlichen Vorstellungen vom Dasein und der Welt, unsere unterschiedlichen Träume und Wünsche.
Ich sitze vor den Umzugskartons. Es geht um 623 Kilometer. Ich druckte die Route für meine Umzugshelferin aus, die den Transporter fahren wird. Die Fenster sind geöffnet. Ein Lüftchen geht. Neben dem TV höre ich Vogelgezwitscher von draußen. Die Sonne scheint. 14 Uhr treffe ich mich ein letztes Mal mit meinem Noch-Vermieter. Kurzfristig habe ich drei Vermieter. Irgendwie irre, finde ich.
Meine hübsche Partnerin wartet auf mich in Berlin. Allein für sie würden sich alle Anstrengungen der Welt lohnen.

Donnerstag, 23. April 2015

Auf geht`s


Die Bücher sind nun alle in den Kartons. Im Regal sehen sie nicht so schwer aus – und auch nicht so staubig! In drei Tagen will ich umziehen. Es wird ziemlich schweißtreibend. Was sich alles in einer Zweizimmerwohnung verteilt, dabei mistete ich schon aus. Alleine das Beladen des Transporters wird seine Zeit dauern. Wir sind nur zu Zweit mit einem Sackkarren.

Ich kehrte aus Berlin zurück und holte mir gleich am ersten Tag einen Sonnenbrand auf dem Fahrrad. Die Natur ist an der Bergstraße bereits weiter. Bäume und Büsche stehen in voller Blüte, dass es eine Pracht ist. Ich radelte über die Felder in die Stadt, wie ich es zig mal jedes Jahr machte. Ein komisches Gefühl beschlich mich. Sehr bald werde ich für lange Zeit weg sein – möglicherweise für immer. Viele Erinnerungen aus den letzten zwei Jahrzehnten tauchten vor meinem geistigen Auge auf.
Der Notarztwagen fährt unter Sirenengeheul die Straße hoch Richtung Altenheim...
Ich schaue aus dem Fenster auf das frische Grün der Bäume. Noch kann man hindurch auf die Fahrbahn blicken. Was erlebte ich nicht alles als Nachtwache im Pflegeheim! Manchmal denke ich, dass mir die Alten fehlen.

Mein Herz ist in Berlin bei meiner Liebe. Dort liegt meine Zukunft. Die Triebe leiten uns – ganz wie in der Natur. Wir wollen zusammen sein! Ich kann mir keinen besseren Grund für den Umzug vorstellen.
Die ersten Berührungsängste vor der Großstadt verflüchtigten sich längst. Berlin ist gar nicht so groß, wie es aussieht... Und die Menschen sind nicht anders als überall. Es gibt eben alle Sorten.

Drei Tage bleiben, um Abschied zu nehmen. Quasi nebenbei. Viele soziale Kontakte hatte ich hier nicht außerhalb des Altenheims. Ich hinterlasse nicht viele Spuren.











Mittwoch, 22. April 2015

TV-Tipp:

"Restless - Nur mit dir", 20 Uhr 15, Pro7

Mittwochs-Weisheit

Wenn einen das Leben nicht auf Trab hält, die Behörden tun das schon.
(Erhard Blanck, 1942)

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