Mittwoch, 11. September 2013

TV-Tipp:

"Muxmäuschenstill", 0 Uhr 20, Das Erste

Trotz verschiedener Welten


Man hat`s nicht leicht. Heute geht es nach einer Woche Frei zurück in den Nachtdienst. Das Ganze bei Regenwetter. Es ist so düster, dass ich ein paar Kerzen anzündete.
Gestern saß ich nochmal vorm Kaffeehaus. Ich setzte mich neben Klaus. Wir lästerten eine Weile über die nachlassende Aufmerksamkeit der Bedienungen. Mein Tisch war noch nass vom letzten Regenguss. Ich musste die Bedienung auffordern, einen Lappen zum Abputzen zu holen. Dabei kam ich mir vor, als hätte ich etwas Unmögliches verlangt. Ich maßregele ungern. Klaus ist schon frecher. Aber was heißt da frech? Man will ja lediglich ordentlich bedient werden. Der Service ist schließlich im Preis enthalten, und das Bier kostet inzwischen einiges. Wenn auch noch nicht so viel wie in der Schweiz oder in Österreich. Also, darüber unterhielten Klaus und ich uns ein Weilchen. Wir kamen zu dem Schluss, dass man in Deutschland noch ganz gut leben kann.
Das Wolkenloch über uns wurde größer. Und schließlich trocknete der Tisch von ganz alleine ab. Die Bedienung hatte nur fahrig darüber gewischt.
Zwei Bekannte von Klaus setzten sich dazu. Beide schon jenseits der Fünfzig. Sie gehören zu einer Clique, die sich vorm Kaffeehaus regelmäßig trifft. Meistens halte ich mich von ihnen fern. Einige sind gestandene Geschäftsleute. Außerdem mag ich keine Cliquen. Vor einigen Jahren rasselte ich mal mit ihnen aneinander. Ich saß an der Bar, und sie drängten mich indirekt von meinem Platz, weil sie anscheinend auf ein Gewohnheitsrecht pochten. Sie umringten mich und quatschten über meinen Kopf hinweg, bis ich mich freiwillig woanders hinsetzte. Okay, gegessener Käse.
Seitdem bekannt ist, dass ich Altenpfleger bin, wendet sich ab und zu der eine an mich. Wegen seiner Eltern oder Schwiegereltern. Ein paar Ratschläge kann ich schon geben. Es sind fast immer dieselben Probleme.
Gestern freute ich mich, dass ich etwas Gesellschaft hatte vorm Kaffeehaus. Sie witzelten über meine kurzen Hosen. Zugegeben, es war bereits etwas zu kühl, um in kurzen Hosen draußen zu sitzen. Vor uns saß ein Betrunkener, der ständig den Blickkontakt zu mir suchte. Im WC war ich zufällig neben ihm gestanden. Am liebsten hätte ich ihn ignoriert, wie es Klaus und die anderen taten. Betrunkene können auf eine unangenehme Art anhänglich werden. Ständig lamentierte er: „Ich bin 71 …“ Und Blablabla. Er fixierte mich und sagte: „Du bist ein edler Mensch“, das sähe er. Ich wollte mich von ihm abwenden, aber er legte nach: „Du bist mir sympathisch ...“ Nein, ich nahm nicht ernst, was er von sich gab. Aus Anstand hörte ich ihm weiterhin zu. Ich hoffte, dass er bald gehen würde. „Ich bin 71!“ krakeelte er.
Klaus und ich schauten uns an. Ich versuchte wieder in die Unterhaltung mit den anderen hineinzukommen.
Schließlich verabschiedeten sie sich. Der Betrunkene ging bald darauf. Ich trank das Hefeweizen aus. Mich fröstelte. War es falsch von mir, dass ich dem Betrunkenen zuhörte? Er tat mir nichts. Und doch war es eine peinliche Situation gewesen. Vielleicht sah er den Trinker in mir. Weiß der Teufel! Oder er sah den Altenpfleger … mit dem sozialen Gewissen. Es steht mir nicht auf der Stirn geschrieben, hoffe ich.

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