Samstag, 21. Juli 2012

Ich bin mein eigener Sohn


Gregor Gysi, der inzwischen 64 Lenze zählt, sagte bei Markus Lanz, warum er schließlich mit Fünfzig erwachsen wurde: weil man dann endgültig nicht mehr die Vorteile der Jugend genießen würde aber auch noch nicht die Gunst des Alters … Zwischen Fünfzig und Sechzig wird es hart, meinte er – oder so ähnlich.
Selbst inzwischen knapp Fünfzig, glaube ich, dass er recht hat. Ich spüre diese Lebenshärte immer deutlicher. Bevor ich auf das letzte Lebensdrittel zusteuere, muss ich noch einige bittere Pillen schlucken:

- Wie gehe ich mit dem Alter und der Gebrechlichkeit meiner Eltern um? Ich habe Angst vor ihrem Ende. Ich habe Angst vor der Verantwortung.
- Will ich, - oder kann ich wirklich noch bis zur Rente in der Altenpflege arbeiten? Und was kann ich denn sonst arbeiten? Wie lange halte ich die Arbeit im Altenheim durch?
- Was ist mit meiner Gesundheit? Was ist mit dem Trinken? Kann ich immer so weitermachen? Ich fürchte mich vor den Konsequenzen …
- Eine Veränderung steht ins Haus. Ich folge der Liebe nach Kärnten – Risiko und zugleich Chance für eine Art Neuanfang. Mache ich dabei alles richtig? Ist es eine Flucht vor der Verantwortung gegenüber meinen Eltern, die ich eigentlich hier wahrnehmen sollte? Wie egoistisch darf ich sein?

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Anfang 2012 konnte ich mir nicht vorstellen, wie sich mein Leben innerhalb weniger Monate verändern würde – dass ich eine Frau aus Österreich kennen- und lieben lerne, dass wir Pläne für eine gemeinsame Zukunft schmieden. Sie liegt auf meinem Bett und liest, während ich diesen Beitrag schreibe. Es ist Wirklichkeit, kein Traum. Vor dem Bett liegt der Hund ihrer Eltern, den sie mit hat.
Es wurde düster, der Himmel entleert sich. Nix mit Sommerwetter. Heute Abend habe ich Nachtwache. Momentan schreibt mir die Chefin einen Dienstplan wie eine Berg- und Talbahn: zwei Nächte Dienst, zwei Tage frei, drei Nächte Dienst, zwei Tage frei, etc. Mit diesem Hick-Hack soll vermieden werden, dass ich zwischen den Dienstblöcken mehrere Tage frei habe. Denn die Chefs wollen, dass ich auch in meiner Freizeit verfügbar bin, um notfalls einspringen zu können, und nicht in Kärnten bei meiner Freundin sitze.
Wolken und blauer Himmel wechseln sich ab. Ich muss wissen, was ich will. Ich muss wissen, wohin ich will. Ich schicke einen Kuss durch das Zimmer zu meiner Freundin …, die guckt kurz vom Buch hoch und grinst.

ein literarisches Tagebuch

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