Mittwoch, 24. August 2011

Ich hatte mit Iggy Pop Sex, aber darum geht`s hier nicht


Seit nahezu einem halben Jahrhundert wandle ich über die Erde und forsche nach dem Sinn hinter dem Ganzen. Es fängt schon mit der Schwerkraft an, die einen auf einer Kugel mit 6.370 Kilometer Radius fest hält. Wenn man hochspringt, fällt man automatisch wieder herunter. Das ist doch komisch, oder? Wir kleben auf dieser riesigen Murmel und definieren ein Oben und Unten, was es universal eigentlich gar nicht gibt. Ich schaue gern nach oben in den Sternenhimmel. Nie werde ich die Nacht in den Calanques bei Cassis vergessen. Wir lagen in einer Felsnische außerhalb der Stadt, schauten auf das Meer und über uns dieser furiose Sternenhimmel, die Milchstraße! Wow! Die Neuronen meines Hirns fanden ihre Entsprechung. Es war der Wahnsinn ...

Ich war Anfang Zwanzig und interessierte mich weniger für meine berufliche Zukunft als vielmehr für das Leben und Sterben, das Geheimnis des Daseins. Und für Frauen. Am Strand von Cassis lernte ich zwei junge Schweizerinnen kennen. Die sagten - ich höre es, als wäre es gestern gewesen - in lustigem Schwizerdütsch: "Wir sind viel zu jung, als dass wir über den Tod nachdenken wollen." Und sie lachten. Süße Girls. Knackig. Beinahe wie Zwillinge, wie sie da braungebrannt und oben ohne auf den heißen Steinen lagen.

Die Liebe ist auch so ein Geheimnis. Und ich sage es gleich: ich stieg noch nicht dahinter. Eine Art Anziehungskraft, die einem das Gefühl gibt, ein Herz zu haben. Sowieso regt sich etwas eine Ecke tiefer. Sogar heute noch. Aber damals ... Am Strand lag ich meist bäuchlings.
Dann stellte ich mir Fragen wie: Nimmt die Schwerkraft zum Mittelpunkt der Erde hin ab? Und wenn, in welchem Maß? Oder: Mit wieviel Schwung muß man etwas in ein Loch durch die Erde schmeißen, damit es auf der genau gegenüberliegenden Erdseite wieder rauskommt? Nach solchen Überlegungen konnte ich mich auf den Rücken drehen.
Damals war ich verrückt nach Sonne und kam immer braungebrannt aus dem Urlaub zurück.

Wenn ich zurück zuhause war und wieder im Zeichenbüro saß, wurde mir die Tragik des Daseins oft schmerzlich bewußt. Es gab kaum Menschen, die meine Interessen teilten. Trost fand ich bei meiner Freundin. Die konnte ich vollphilosophieren. Ganze vier Jahre lang. Ich war so voller Gedanken. Warum erschienen mir die meisten meiner Mitmenschen derart oberflächlich?
Man denkt in diesem Alter noch, man wäre der Mittelpunkt der Welt.
Diese Egozentrik weicht mit den Jahren auf. Außer man ist eine unverbesserliche Dumpfbacke. Kratz.

Da ich ein Mann der Tat bin, machte ich Nägel mit Köpfen ... und gründete keine Familie. Versteht ihr das? Nein? Muß man auch nicht verstehen. Ich hatte einfach keine Lust auf das, was alle so selbstverständlich machen. Wenn ich schon nicht die Schwerkraft beeinflussen kann, dachte ich, dann doch wenigstens solche Konventionen - zumindest was mich angeht. Ich mußte mich dazu nicht besonders anstrengen. Lieber trank ich in der Kneipe mein Bier und spielte Billard.
Ich war für meine Freundinnen sozusagen die Vorhut: nach mir heirateten sie, kriegten Kinder etc.
Inzwischen bin ich allerdings zu alt für die Vorhut. Inzwischen bin ich die Nachhut.
That`s Life. Und für heute reicht`s.

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