Donnerstag, 3. Februar 2011

Ohne Zukunft leben


Im Leben ist es gut, wenn man weiß, was man will. So richtig wußte ich das für mich nie: weder beruflich noch in der Liebe. Ich wusste immer besser, was ich nicht will.
Meine Biografie liest sich wie eine endlose Versuchsreihe. Nirgendwo fasste ich richtig Fuss. Die stabilsten langjährigen Komponenten sind auf freiwilliger Ebene die Schreiberei, und auf eher gezwungener Weise meine Arbeit als Altenpfleger. Demgegenüber: Frauen und Freunde kamen und gingen, wechselnde Studiengänge - mal mehr, mal weniger Alibi ...
Immer gab es zu viel, was mir die Sache vergällte. Nach dreizehn Jahren Schule hatte ich meine Geduld und meinen Ehrgeiz verspielt. Ich trank mir lieber einen, als über meine Zukunft nachzudenken. Die Jahre vergingen trotzdem. Meine Eltern wurden alt - heute rief ich meinen Papa an und gratulierte ihm zum 79sten. Er klang gut am Telefon. „Wo blieben die Jahre?“ sagte auch er.
Nein, ich bereue nichts. Sicher hätte alles in meinem Leben anders laufen können. Wer weiß? Mit mehr Ehrgeiz und weniger Alkohol wäre ich heute unter Umständen Philosoph und Kunsthistoriker, Diplom Psychologe oder wenigstens Pflegedienstleiter im Altenheim. Nun bin ich Nachtwache und ein Möchtegern-Dichter. Auch mit den Frauen hätte alles anders laufen können: Mit einer unkritischeren Lebenshaltung und weniger Alkohol wäre ich heute unter Umständen Vater von inzwischen erwachsenen Kindern, geschieden und wieder neu verheiratet.
Wie auch immer: Alles hätte ganz anders kommen können. Stellt sich nur die Frage, ob es immer so weiter gehen kann. Ich meine, irgendwann bin ich auch so alt wie meine Eltern. Und dann wahrscheinlich aufgrund meiner Lebensweise weniger gesund. Eine Ex-Freundin stimmte mich gestern mit einer SMS nachdenklich. Sie schrieb: „Aber du musst dich endlich ändern. Du brauchst einen Menschen, der dir beisteht. Wie du bist, ist es schwierig ...“

Das Leben ist verrückt. Klaus mag mich, weil ich in seinen Augen „authentisch“ bin.
Das will ich auch bleiben. Also, wie soll ich mich verändern? Es kann nur eine Veränderung sein, die aus meinem Herzen kommt - und nicht aus Bedingungen. Ich bin ein fertiger Mensch. In meinem Alter ist man ziemlich fertig (- lach).
Vielleicht machen wir uns das Leben oft schwieriger, als es ist. Es ist, wie ich es anfangs sagte, eine Versuchsreihe. Manche „Experimentatoren“ ziehen zu früh Schlussfolgerungen, während ich ... mit der Interpretation lieber noch warte. Ich vertraue auf meine inneren Kräfte. Und wenn es vorbei ist, bin ich wenigstens so klug wie alle anderen.

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