Dienstag, 7. September 2010

Vor der 15. Nacht


Ich schlief mit Unterbrechungen bis halb Zwei. Da ich bereits wieder in die Nacht muss, kam ich gar nicht dazu, mich richtig umzustellen. Dementsprechend fühle ich mich: wie ausgekotzt und noch mal gegessen. Bin ich überhaupt richtig wach? Ein trüber Tag schaut zu mir in die kleine Wohnung. Es ist immer derselbe vertraute Anblick. Noch hängt alles voll Grün. Doch die Wände des alten Hauses sind kalt, und die Raumtemperatur hängt bei 19° Celsius fest. Sitze ich längere Zeit am Computer werden meine Hände und Gliedmaßen klamm. Dann und wann erhasche ich einen Blick auf die schemenhaften Umrisse meiner Nachbarin, die sich im Bad des Hauses gegenüber frisch macht - oben ohne ...
Sie hat eine ganz passable Figur, doch heute würde mich nicht mal eine nackte Angelina Jolie auf meinem Balkon anturnen. Oder doch? Ich werde es niemals wissen.

Heute Morgen im Halbschlaf machte ich mir allerlei blödsinnige Gedanken. Mal sehen, ob ich noch ein paar davon zusammen kratzen kann. Da war z.B. die Idee, dass man prinzipiell in die Zukunft reisen könnte. Anders als Bei Zeitreisen in die Vergangenheit gäbe es kein Paradoxon nach der Art, dass man einen Vorfahren umbrächte, und somit verhinderte, dass man selbst geboren wird. Nein, eine Reise in die Zukunft bedeutete nur, dass man die eigenen Urenkel (falls vorhanden) erleben könnte und überhaupt, wie die Welt in vielen Jahren aussähe, wenn man normalerweise längst zu Humus wurde. Wer sich mittels Kyrotechnik einfrieren lässt, tätigt also nichts anderes als eine Reise in die Zukunft. Das Problem dabei ist, dass man auch erst in der Zukunft erfährt, ob es mit dem Auftauen bzw. Aufwachen klappt.
Nun, wenn es nicht klappt - auch egal ... irgendwie, oder? Schließlich kriegt man nichts davon mit. Man verpennt die Zukunft einfach.
Ich dachte gar nicht speziell über das Verfahren nach, wie man in die Zukunft reisen könnte. Ich stellte mir vor, dass die Ufos, welche wir eigentlich einer außerirdischen Zivilisation zuordnen, in Wirklichkeit von der Erde sind, nur eben von zivilisierten Wesen weit, weit, weit in der Vergangenheit. Sie könnten z.B. eine hoch entwickelte Reptilienart sein. Warum sollten nur die Säugetiere für das Herausbilden intelligenten Lebens prädestiniert sein? Wir haben es genau genommen nur diesem Asteroideneinschlag in den Golf von Mexiko vor zig Millionen Jahren zu verdanken, dass die Evolution auf uns aufmerksam wurde. Die Theorie, die ich mir im Halbschlaf zusammenzimmerte, war also, dass es damals in grauer Vorzeit nicht nur dumme Saurier gab sondern auch hoch entwickelte, zivilisierte Reptilien mit der technischen Möglichkeit, in die Zukunft zu reisen.
Nachdem sie der herannahenden Katastrophe gewahr wurden, mussten sie sich überlegen, was zu tun sei, um sich zu retten. (Genau!) Sie flohen nicht ins Weltall auf einen fernen Planeten, sondern sie reisten einfach weit genug in die Zukunft. Dummerweise verpassten sie da den richtigen Absprung - und nun ist die Welt voll von uns, der Spezies Homo sapiens sapiens. Möglicherweise warten sie auch nur bis nach dem nächsten Asteroideneinschlag. 2029, hörte ich vor Kurzem von Professor Lesch in einer seiner Sendungen, könnte es wieder so weit sein. "Apophis" stürzt auf die Erde zu. Ich werde dann 67 sein, wenn ich vorher nicht auf der Talstraße sterbe. Der Autoverkehr wird immer brutaler. Eine Reise in die Zukunft wäre keine schlechte Option. Wenigstens so weit, bis der Tunnel endlich fertig gestellt wäre, der die Talstraße entlasten soll; oder so weit, dass es wieder bessere Rentenaussichten gäbe.
Nachts stehe ich oft auf der Terrasse des Altenheims, schaue in den Sternenhimmel und denke: kann mich hier niemand abholen?!

In drei Stunden fährt mein Bus. Ich befinde mich auf dem Weg in die Zukunft, unaufhaltsam, Minute für Minute, Tag für Tag ... - mit wenig erfreulichen Aussichten. Wenn ich die Alten sehe, weiß ich, wohin die Reise geht (- ohne Asteroideneinschlag oder Tod auf der Talstraße).



(Wenn Apophis der Erde gefaehrlich nahe kommt)

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