Mittwoch, 17. Februar 2010

Meine Aschermittwochsrede

Wer hätte gedacht, dass die Deutschen derart faul sind, wie sie zur Zeit von Politikern wie Westerwelle hingestellt werden? Ausgerechnet der Deutsche, der vor ein paar Jahrzehnten seine Panzer und Geschütze vor Stalingrad parkte und unter dem General Rommel in Afrika kämpfte; der ehrbare und fleißige Deutsche, weltweit bekannt und geachtet durch "deutsche Wertarbeit", wird nun von der eigenen Politikerriege zum faulen Stinktier erklärt, der lieber mit Hartz IV vor sich hingammelt als pflichtbewusst zur Tat zu schreiten.
Ich höre gerade Westerwelles Aschermittwochsrede und bedaure, dass man nicht durch den Fernseher hindurch mit Tomaten werfen kann. Ausgerechnet er redet von dekadenten Entwicklungen ...
Nein, versteht mich nicht falsch, ich habe keinerlei Vorurteile. Aber noch nie war mir ein Schwuler derart unsympathisch. Davon abgesehen mochte ich ihn noch nie. Schon damals in den Achtzigern, als er, glaube ich, als jüngster Generalsekretär erstmals ins politische Rampenlicht trat. Er gehört zu den Politikern, denen ich niemals abnehme, was sie vom Podium herunter erzählen. Bewundernswert ist alleine seine Beharrlichkeit. Er gehört für mich zur Kohlära wie Merkel. Die Deutschen gewöhnen sich an Gesichter wie an Sitzkissen. Scheiße, wer so alles bei den letzten Wahlen gewählt wurde.
Asche über mein Haupt. Immerhin wählte ich niemals konservativ, rechts oder liberal. Lieber schredder ich meinen Stimmzettel. Das Schlimmste, was ich je wählte, war Gerhard Schröder. Aber nach sechzehn Jahren Kohl - mein Gott! Ich behaupte: des Bürgers schwerster Gang nach Abschaffung der Todesstrafe ist der Gang zur Wahlurne ...
Der Deutsche ist inzwischen auch zu faul für diesen Gang. Die Wahlbeteiligung sinkt wie ein deutsches U-Boot vor Gibraltar. Was ist nur los mit der obrigkeitshörigen, duckmäuserischen deutschen Seele? Tut uns am Ende die Demokratie nicht gut? Ich nehme es an. All diese dekadenten Entgleisungen wären unter Hitlers harter Hand nie möglich gewesen. Für Hartz IV Empfänger gäbe es Arbeitslager, wo sie konzentriert für die Gesellschaft arbeiten dürften. Faulheit wäre ein Unwort. Lieber tot als faul.
(Wo wäre wohl Westerwelle im Dritten Reich gelandet?)
Politiker wie Westerwelle wecken nicht nur Animositäten in mir - ich nehme gern ihren gedanklichen Faden auf: was haltet ihr z.B. von einer rezeptfreien Vergabe von Zyankalikapseln an Arbeitslose? Sozusagen um sich wenigstens tot als vollwertiges Mitglied in unserer Leistungsgesellschaft zu rehabilitieren. Wer gilt schon gern als Schmarotzer und lässt sich ständig über die Medien oder von Amtswegen demütigen?
Ich war in meinem Erwachsenenleben ein Jahr lang Stützeempfänger. Und ich kann euch sagen, dass es für mich keine einfache Faulenzerzeit war. Damals war Kohl noch am Ruder. Er redete vom "Freizeitpark Deutschland". Gut eineinhalb Jahrzehnte ist das nun her. Wenn ich heute Politiker wie Koch und Westerwelle solche "asozialen" Reden schwingen höre, kriege ich ein Déjà-Vu Gefühl, und in meiner Brust krampft sich etwas schmerzhaft zusammen. Ich fühle mich (wie damals von Kohl) verhöhnt.

Wäre ich nur nicht so faul, wäre ich Politiker geworden. Und nicht gerade Altenpfleger. Immerhin sind beide Jobs krisensicher: Politiker und Altenpfleger. Wir werden sie immer brauchen. Die Einen zum Scheiße labern und die Anderen zum Scheiße wegwischen.

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