Mittwoch, 16. September 2009

Aus gegebenem Anlaß

Gewalt. Wir sind zurecht erschreckt, wenn wieder ein Mensch in der Öffentlichkeit zu Tode geprügelt wurde, von Jugendlichen, jungen Männern, die kein Maß kennen und sogar ihre Brutalität während der Tat genießen. Danach der Katzenjammer bei den Beteiligten, die Trauer der Angehörigen, die Wut der Öffentlichkeit, die persönliche Ohnmacht; und die öffentliche Verwurstung, als gäbe es Gewalt in all seinen schrecklichen Erscheinungsformen erst seit heute. Die Gewalt passiert permanent in den Medien, ob in Filmen, Computerspielen, oder in den realen Kriegen. Die jungen Menschen werden allein gelassen bei der Verarbeitung dieses riesigen Spektrums an Grausamkeit auf der Welt. Sie haben zu wenige moralische Vorbilder. Die Gewalt ufert immer dann aus, wenn junge Menschen relativ orientierungslos und überfordert in die Erwachsenenwelt entlassen werden.
Es gibt kaum etwas Schlimmeres als eine solche Verunsicherung, dass Menschen im Alltag voreinander Angst haben müssen. Ich bin für eine harte Hand - einerseits - weil den bereits entgleisten Jugendlichen und Banden nicht mehr mit gutem Zureden beizukommen ist; auf der anderen Seite müssen alle sozialpädagogisch verantwortlichen Einrichtungen und ihre Vertreter selbstkritisch und gesellschaftskritisch mit diesem Gewalt-Problem umgehen. Es sieht ganz danach aus, dass wir die jungen Menschen auf dem Weg in eine sehr komplex gewordene Lebenswelt weitgehend allein lassen.
Zivilcourage entsteht auch nicht von selbst. Wir dürfen den Gewaltexzessen nicht zu viel Freiraum lassen. Jeder Hooligan, jeder Gewalttäter, sollte (wenn gefasst) zeitnah mit seiner Tat konfrontiert werden, mit den Verletzungen des Opfers und den sozialen Folgen.
Gewalt. Wir müssen viel stärker als bisher deutlich machen, wie verurteilenswert und unmoralisch gewaltsame Übergriffe Mitmenschen gegenüber sind. Dies müssen wir den jungen Menschen auch glaubhaft rüberbringen. Mir kommt es so vor, dass wir mal wieder nur den Sündenbock hin- und herschieben. Danach kommt ein dumpfbackiger Aktionismus: Die Justizministerin will die Strafen erhöhen, die Pädagogen wollen Prävention, andere zielen auf die berühmte Zivilcourage ab; einige Wissenschaftler und Journalisten fordern, dass man nach dem Kern und dem Auslöser dieser blinden Gewalt forscht. Die Opfer sind tot. Sie schweigen hörbarer, als manche denken.

ein literarisches Tagebuch

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